(c) Starwalker Thomas, 2001



Es war soweit. Der Tag der Parade war gekommen. Ein paar Stunden nach Sonnenaufgang erwachte Star aus tiefen und ruhigen Schlaf. Kaum war er wach, fiel ihm die Parade wieder ein. Das würde sicher sehr beeindruckend. Schnell stand er auf und weckte seine Mutter. Kurz darauf klopfte der Diener an die Tür des Gästezimmers um sie zum Frühstück abzuholen. Claraia erwartete sie im Speisesaal.. Nachdem sie zusammen gegessen hatten, sprach sie: „ So, ich werde sie dann zur Hauptstraße zurückführen. Von da aus könnt Ihr auf eigene Faust Ansala erkunden. Die Parade beginnt erst am späten Nachmittag. Bis dahin ist also noch viel Zeit.“ Nach einer kurzen Pause, in der sie nachdenklich schien, als habe sie gerade eine Idee, fügte sie hinzu: „Wenn ihr euch für die Geschichte Ansalas interessiert, könnte ich euch bei einem Bekannten abliefern, der die alten Legenden kennt, wie kein anderer und euch viele interessante Orte in Ansala zeigen kann. Was haltet ihr von der Idee?“ Starryk war bei dem Wort Legenden hellhörig geworden und rief nun aus: „Jaa, Mutti das will ich machen.“ Lamara hatte unter diesen Umständen natürlich nichts dagegen und so führte Claraia sie durch das Gelehrtenviertel. Es war ein wundervoller Tag, es schien, als wolle die Sonne mitfeiern. Im Gelehrtenviertel waren um diese Zeit noch nicht viele Menschen unterwegs. So kamen sie unter Claraias ortskundiger Führung zu dem Haus, in dem Claraias Bekannter wohnte. Claraia klopfte an die Tür und ein älterer Mann öffnete. „Guten Morgen, Galok!“ „ Guten Morgen, Claraia! Ich freue mich dich zu sehen. Was führt dich zu mir?“ „Ich habe zwei Gäste aus dem Regenbogental im nördlichen Gebirge. Sie kamen nach Ansala um die große Parade zu sehen. Ich habe sie heute nacht in meinem Gästezimmer übernachten lassen. Ich bringe sie zu dir, weil sie sich für die Geschichte Ansalas interessieren. Besonders diese junge Herr hier.“ Bei diesen Worten zeigte sie auf Starryk, der von Lamara sanft nach vorne geschoben wurde. „ Soso, du interessiert dich für die Geschichte Ansalas?“ „Ja, tut er“, antwortete Lamara, „besonders für die alten Legenden.“

Wieder begannen Starryks Augen bei dem Wort “Legenden“ hell zu leuchten. „ Wenn das so ist, dann habe ich einen Vorschlag zu machen“, erwiderte Galok. „Konstanyk, komm mal bitte her!“  Kurz darauf kam ein Junge, der ungefähr in Starryks Alter war, angelaufen. Er war etwas größer als Starryk, hatte blondes Haar und braune Augen. Er blieb neben Galok stehen und fragte ihn: „Warum rufst du mich, Vater?“ Galok ging auf diese Frage nicht ein. Stattdessen sprach er zu Starryk gewandt. „Darf ich dir meinen 7 jährigen Sohn Konstanyk vorstellen? Er kennt die alten Legenden genauso gut wie ich. Wie wäre es, wenn er dich etwas durch die Stadt führt? Ich habe eigentlich noch was wichtiges vor, daher würde ich die Führung gerne meinem Sohn überlassen.“ Star war im ersten Moment verwirrt. Dieser Junge sollte die Legenden kennen? Das war das erste Mal in seinem Leben, dass er einen gleichaltrigen Jungen traf, der sich auch mit den Legenden auskannte. Aber er wollte jetzt wissen, ob der Junge wirklich so schlau war. Daher erwiderte er: „Ich habe nichts dagegen.“ „Gut, das freut mich“, antwortete Galok. Dann drehte er sich zu seinem Sohn um: „ Konstanyk, wärst du bereit mit diesem Jungen eine kleine Stadtführung zu machen?“ „Ja, warum nicht, Vater“ „Gut, dann wünsche ich euch beiden viel Spaß. Konstanyk, wir treffen uns am Terrassenblick. Von da aus kann man die Parade am besten sehen, wie du weißt. Ich komme dann mit der Mutter des Jungen kurz vor Beginn der Parade dahin.“ „Gut, Vater!“

Nun ging Konstanyk auf Starryk zu und sprach zu ihm: „Hallo, mein Name ist Konstanyk. Aber die meisten Menschen nennen mich einfach Konny.“ Starryk lächelte leicht und erwiderte dann: „Hallo, Konny! Mein Name ist Starryk, aber die meisten nennen mich einfach Star.“  „Hallo Star, freut mich dich kennen zu lernen. Folge mir einfach! Du interessierst dich also auch für die alten Legenden? Das ist wirklich ungewöhnlich.“ „Was heißt hier ungewöhnlich? Meinst du, bloß weil ich nicht aus Ansala stamme, sondern in einem Dorf in den Bergen aufgewachsen bin, muss ich gleich ungebildet sein? Nun gut, ich gebe zu, dass die meisten Kinder sich nicht für die Geschichte interessieren. Aber mir wird die Geschichte Ansaleas von dem Ältesten und Weisesten unseres Dorfes gelehrt. Er hat mir die alten Legenden erzählt und damit meine Begeisterung für Geschichte geweckt!“ „ Ich wollte dich doch nicht beleidigen! Aber auch ich wurde unterrichtet, von meinem Vater. Er ist ein Mitglied des weisen Rates von Ansala. Was macht dein Vater eigentlich? „Mein Vater? Ich habe keinen Vater mehr. Meine Mutter hat mir erzählt, dass er ein großer Krieger war. Er ist gestorben um einen anderen Menschen zu retten. Er war ein großer Held!“ „Es tut mir leid, dass dein Vater gestorben ist. Er war ein Krieger und Held? Nun, ja mein Vater ist sehr weise, aber kämpfen kann er nicht.“ Während sie sich unterhielten, gingen sie gemütlich durch Ansala. Star merkte, dass Konny sehr gebildet war und was Geschichte anging eindeutig mehr wusste als er. Für die genaue Reihenfolge der Könige von Ansalea hatte Star sich nie interessiert. Auch wusste er eine Menge Legenden von denen Star noch nie etwas gehört hatte. Star war zutiefst beeindruckt.

So liefen sie also sich angeregt unterhaltend durch die Straßen von Ansala. Die Straßen wurden langsam immer voller, anscheinend kamen sie der Hauptstraße immer näher, wo die Parade stattfinden würde. Der Aufbau von Ansala ist schnell beschrieben. Von Osten nach Westen wurde die Stadt  durch die Hauptstraße in der Mitte geteilt, von Norden nach Süden teilte der Fluss Ansal die Stadt. Das Wort Ansal heißt nichts anderes als „Wasser“. Genau in der Mitte, wo Straße und Fluss sich trafen, lag der Königspalast. Der Fluss floss unter ihm durch und die Straße lief in einem Kreis um ihn herum. In der Nähe des Palastes, also ziemlich im Zentrum der Stadt lagen die Viertel der reicheren und wohlhabenderen Bürger und der Gelehrten und Weisen von Ansala.. In der Nähe der Stadtmauern lagen die Viertel der Händler und Handwerker, sowie der Tagelöhner.           

Dies alles erzählte Konny Star, doch den Aufbau Ansalas hatte er natürlich schon mit dem Dorfältesten besprochen. Daher fragte er Konny nach der Entstehung Ansalas. Konny erwiderte: „Da gibt es kein Wissen, sondern nur eine Menge Legenden. Die überzeugendste ist die, das diese Stadt von einem mutigen Krieger gegründet wurde, wenn auch unbeabsichtigt. Es soll vor genau 1200 Jahren gewesen sein. Es wird berichtet, dass es zu dieser Zeit war, als der Kontinent  Ansalea von einer Armee unbekannter Herkunft angegriffen wurde. Die Einheimischen waren auf dem Rückzug bis sie an die Ansal kamen. Der Kampf schien schon verloren, als unter ihnen ein Krieger unbekannter Herkunft auftauchte und sich anbot ihnen zu helfen. Sie waren verzweifelt und daher war ihnen auch diese Hilfe willkommen. Er befahl ihnen ein Boot zu bauen. Mit diesem Boot segelten sie zu einer Insel im Ansal. Auf dieser Insel begann er eine einfache Festung zu bauen, die nur mit dem Boot zu erreichen war. Auf dieser Insel im Ansal liegt heute das Zentrum des Palastes. Daher ist sie nicht zu sehen und den Besuchern kommt es so vor als würde der Palast auf einer Art Brücke über dem Fluss stehen. Jedem der das versucht hat, ist alles eingestürzt und so werden wir weltweit dafür bewundert. Dabei ist alles nur ein Trick und das Fundament des Palastes steht sicher auf der Insel, die dieser Krieger damals entdeckte. Die von ihm errichtete Festung war für diese Armee nicht zu erobern. Jeder Versuch scheiterte an der Unmöglichkeit mit Booten in die Nähe der Festung zu gelangen. Nachdem sie zwei Wochen ausgeharrt hatten, und der Belagerung standgehalten hatten, verschwand die Armee über Nacht und mit ihr der unbekannte Krieger. Die Menschen, die die Festung verteidigt hatten, segelten mit ihren Booten ans Ufer des Ansal und begannen dort ihre Häuser zu bauen. Das war der Beginn von Ansala.“

„Eine schöne Legende ist das und es ist durchaus nicht ganz unwahrscheinlich das es so war. Sag mal, Konny was weißt du über den Bund der 4?“ „Der Bund der 4Weisen? Hmm, dieser Bund von 4 Gelehrten der 4 Kontinente der Welt hatte es sich zum Ziel gemacht eine Union der Kontinente zu erreichen. Ihre Bemühungen scheiterten und führen letztendlich zum großen Krieg der Kontinente. Dennoch ist es den 4 gelungen etwas von Bestand und Nutzen zu schaffen, die große Bibliothek der 4 Kontinente. Sie wurde von den vier gegründet, die davon ausgingen, dass nur das Wissen über die anderen Kontinente die Union herbeiführen könnte. In dieser Bibliothek, so sagt man, ist das Wissen der Welt vereint. Sie ist eine große Attraktion von Ansala, und auch deswegen wird Ansala als die Hauptstadt der Gelehrten bezeichnet. Auf keinem anderem Kontinent gibt es so viele Gelehrte wie auf Ansalea. Viele Gelehrte tun den ganzen Tag nichts anderes als in der Bibliothek zu lesen. Mein Vater sagt, sie suchen nach vergessenen Geheimnissen. Ich nehme mal an, dass bei dieser Suche viele alte Legenden entdeckt werden, die nur neue Fragen aufwerfen als Antworten zu geben. Eigentlich traurig, nicht wahr?“ „Ich finde es eher interessant als traurig. Darf ich mal in die Bibliothek hinein?“ „Ich  glaube, das geht nicht. Kindern ist das Betreten verboten. Aber vielleicht kann mein Vater was erreichen.“ Sie standen nun vor der großen Bibliothek und dies war ein Ehrfurcht einflößendes Gebäude. Treppen führten zum Eingang, hohe Säulen hielten das vergoldete Dach, das in der Sonne strahlte. „Dem Wissen“ stand mit goldenen Lettern über dem Eingang. Starryk staunte über dieses Gebäude, das musste er unbedingt von innen sehen. Seine Augen begannen hell zu leuchten und  Konstanyk blickte ihn verwundert an. „Deine Augen, die leuchten ja richtig. Das habe ich ja noch nie gesehen.“ „ Ich weiß auch nicht warum meine Augen leuchten, wenn ich mich freue und bei anderen nicht. Was soll es? Ist doch nichts besonderes.“ „Und ob das was besonderes ist. In der Legende von der Gründung Ansalas heißt es, dass der unbekannte Krieger leuchtende Augen hatte, wenn er kämpfte. Das ist sehr selten“ „Das mag ja sein, aber ich bin ganz sicher nicht der Krieger oder mit ihm verwandt.“ „Das habe ich auch nicht gesagt. Es ist dennoch sonderbar.“ „Das mag sein. Dieses Gebäude ist wirklich toll, das goldene Dach reflektiert die Sonne und strahlt als wäre es selbst die Sonne, wunderschön.“ „Ja, das ist so gewollt, es soll die Erleuchtung durch Wissen symbolisieren. Weisheit strahlt wie die Sonne. So hat mir das jedenfalls mein Vater erklärt.“ „Wirklich beeindruckend. Bitte deinen Vater, dass er uns mit hinein lässt. Ich will das von innen sehen.“ „ Ich wird ihn fragen Star! Aber ich kann nichts versprechen!“ „Fein! Danke dafür!! Wie wäre es, wenn wir jetzt mal zum Palast gehen. Den will ich unbedingt sehen.“ „ Ja, ich denke soviel Zeit haben wir noch! Ich glaube aber nicht dass wir viel sehen werden. Vor der Parade herrscht auf dem Platz vor dem Palast ein großer Andrang. Aber wir müssen ja eh in die Richtung, wenn wir zum Treffpunkt wollen.“ Nach diesen Worten gingen die beiden weiter vorbei an prachtvollen Gebäuden Richtung Ansal dem großen Fluss der mitten durch Ansala fließt. Sie gingen weiter am Flußufer entlang, in Richtung des Palastes. Schon von weitem konnte Starryk dessen ganze Pracht erahnen. Er leuchtete wie ein geschliffener Edelstein in der Sonne. Auch das Dach des Palastes war vergoldet und auf der Dachspitze wehte die Fahne Ansaleas stolz im Wind. Langsam kamen sie näher. Nun konnten sie auch schon die Menschenmassen sehen die auf dem Platz vor dem Palast standen.

Konny behielt recht. Aus der Nähe konnte Star den Palast nicht betrachten. Dafür war einfach zuviel Andrang. Also mieden sie die Hauptstraße und verließen den Weg am Flußufer!

Konstanyk führt Starryk durch die kleineren Gassen in Richtung Treffpunkt, dem Terassenblick.

Dies war eine Grünanlage im Herzen von Ansala. Eine lange Treppe führte von der Hauptstraße nach oben. Oben, etwas höher gelegen als die Straße lag ein Park, der immer gepflegt wurde und in dem viele seltene Pflanzen wuchsen. Zur Straße hin war eine Terrasse angelegt vor der aus man die Straße bis hin zum Palast überblicken konnte. Dieser Platz wurde Terassenblick genannt und war am Tag der Parade den Gelehrten vorbehalten. Dank Konstanyks Vater konnten Lamara und Starryk die Parade von dort aus beobachten..

Konstanyk erreichte bald den Treffpunkt. Dort warteten Lamara und Galok bereits auf sie. Lamara zog Starryk zu sich heran und fragte ihn wie ihm der Stadtrundgang gefallen habe „ Es war sehr schön und interessant. Konny konnte mir eine Menge Legenden erzählen. Wusstest du, dass der Stadtgründer ein geheimnisvoller Krieger mit leuchtenden Augen gewesen sein soll?“ „Nein, das wusste ich nicht“, erwiderte Lamara wahrheitsgemäß. Sie interessierte sich wenig für alte Legenden! Dennoch wollte sie gerne mehr über den Beschützer des Lichts erfahren! Doch viel mehr als vom Dorfältesten erfuhr sie von Galok auch nicht! Sie hatte ihn gefragt, während Konny und Star unterwegs waren, doch er hatte ihr nichts gesagt, dass sie nicht schon wusste!

„ So jetzt bin ich aber auf die Parade gespannt!“, sprach Lamara nach einer kleinen Pause. „ Es müsste eigentlich gleich losgehen“, erwiderte Galok daraufhin. „ Ihr werdet alles sehr gut überblicken können!“

Kurz darauf ertönte eine laute Fanfare; die Parade begann! Die großen Tore des Königspalastes öffneten sich und heraus zogen die besten Krieger des Königs in ihren goldenen Rüstungen mit langen schimmernden Schwertern. Hinter ihnen gingen einige Musikanten, die einen Triumphmarsch spielten. Hinter den Musikanten folgte eine Schar Reiter auf weißen Pferden, die genau wie die Reiter prunkvoll geschmückt worden waren. Hinter ihnen folgte der Hofstaat des Königs mit langen, schweren Beuteln behangen, die voll mit Goldstücken waren. Dieses Gold warfen sie auf die Straße. Hinter ihnen folgte der Prunkwagen des Königs, von 8 schwarzen Pferden gezogen, mit Gold und Edelsteinen geschmückt. Es war eine offene Kutsche in der der König stand und dem Volk zuwinkte. Neben der Kutsche zogen weitere Diener mit Goldbeuteln. Dieses Gold wurde dem König vor die Pferde geworfen, so dass er über eine

goldgepflasterte Straße ziehen konnte. Das Gold blieb, nachdem der König darüber gefahren war, auf der Straße liegen und das Volk durfte es aufheben und behalten. Auch das war ein Grund, warum am Tag der Parade so viele Menschen nach Ansala kamen! Diese Zeremonie des Geldwerfens war alt und sollte symbolisieren, dass der König davon soviel hat, dass er es wegwerfen kann! Starryk stand neben seiner Mutter direkt am Geländer und bestaunte die Parade mit leuchtenden Augen. Die prachtvollen Krieger mit ihren schimmernden Schwertern beeindruckten ihn zutiefst. Er war von der Pracht die diese Parade ausstrahlte, einfach überwältigt! In Gedanken sah er sich selbst an der Parade teilnehmen, als ein prachtvoll geschmückter Krieger mit schimmerndem Schwert und leuchtenden Augen! In diesem Moment entschloss er sich später auch Krieger zu werden, wie sein Vater einer war.

Nachdem der König außer Sichtweite war, sprach Galok zu Lamara und Starryk: „So nun kommt. Lasset uns in mein Haus gehen und etwas essen. Ich lade euch ein heute nacht in meinem Hause zu übernachten!“ „Ich danke euch für eure Einladung und nehme sie gerne an“, erwiderte Lamara. Sie nahm Starryk an die Hand und folgte Galok und Konstanyk. So kamen sie schließlich wieder zu Galoks prachtvollem Haus im Gelehrtenviertel.

Kurz darauf saßen alle im großen Speisesaal an einem langen Tisch zusammen und genossen ihr Essen. Sie waren alle sehr hungrig, besonders Konny und Star, die seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatten! Während sie also zusammen aßen, erzählte Konny seinem Vater, was er Starryk alles erzählt und gezeigt hatte. Als sie auf die große Bibliothek zu sprechen kamen, erzählte Konny, dass Starryk davon sehr beeindruckt war, und sie gerne einmal von innen sehen würde! „ Ich glaube, dass lässt sich einrichten, wenn ihr bereit seid morgen noch in Ansala zu bleiben und erst übermorgen aufzubrechen. Ihr könnt selbstverständlich auch morgen in meinem Hause übernachten!“ Bei diesen Worten blickte er fragend Lamara an, die seinen Blick erwiderte und sprach: „ Es hat keine Eile. Ob ich morgen oder übermorgen aufbreche, ist egal. Daher bin ich gerne bereit erst übermorgen aufzubrechen.“ „ Gut, dann wäre das geklärt. Ich werde euch also morgen mit in die große Bibliothek nehmen! Das wird euch sicher gefallen. Es ist einfach überwältigend.“ Starryks Augen begannen sofort zu leuchten, als er dieses Gespräch angeregt belauschte. Er würde also die große Bibliothek morgen von innen sehen. Die Vorfreude stieg in ihm wieder hoch, wie so oft. Das würde wahrscheinlich wieder eine Nacht ohne Schlaf  für ihn werden!

Nach dem Essen unterhielt sich Star noch ein wenig mit Konny in dessen Zimmer. Er mochte Konny, denn er war nicht so kindisch wie die anderen Kinder seines Alters. Er war gebildet und intelligent und außerdem einfach freundlich. Irgendwie spürte Star das Konny ein guter Mensch war. Er hatte schon immer die Begabung gehabt, so etwas zu spüren. Er dankte Konny, dass er seinen Vater gefragt hatte! Außerdem erzählte er ihm vom Regenbogental und von Lichtenbach. „ Ich würde das ja gerne mal sehen“, erwiderte Konny plötzlich. „ Vielleicht kannst du ja übermorgen mitkommen..“ „ Und wie soll ich wieder zurückkommen?“ „ Gute Frage! Vielleicht hat dein gelehrter Vater eine Idee?!“ „Ja, fragen können wir ja morgen mal.“ „In Ordnung. Dann werden wir das morgen klären! Ich glaube, jetzt sollten wir schlafen gehen. Gute Nacht, Konny!“ „ Gute Nacht, Star!“

Nach dieser Verabschiedung ließ sich Star ins Gästezimmer führen, wo seine Mutter auf ihn wartete.

Da bist du ja, mein Sohn. Ich habe den Eindruck, du verstehst dich gut mit Konstanyk!“ „ Genau so ist es. Er ist wirklich nett. Dazu kommt noch dass er so viel weiß. Ich mag ihn wirklich.“

„Das freut mich sehr, mein Sohn! Es wird wirklich Zeit, dass du einen Freund findest. Ich würde sagen wir, zwei legen uns jetzt schlafen. Es war mal wieder ein ereignisreicher Tag.“

Starryk nickte nur und zog sich aus und legte sich in sein Bett.

Lamara tat es ihm gleich und löschte das Licht.

Star schlief unruhig in dieser Nacht. Vieles ging ihm durch den Kopf, die Parade, die Bibliothek, Konny, die Legenden, die er ihm erzählt hatte.

Lamara dagegen schlief wunderbar. Sie schlief ein mit dem Wissen, dass der Plan des Dorfältesten funktionierte.

Am nächsten Morgen waren dennoch beide recht fit. Nach dem Frühstück gingen Galok und Konny mit Lamara und Star zur großen Bibliothek. Sie stiegen bedächtig die großen Treppen am Eingang hoch. Dort grüßte Galok den Wächter und wechselte einige Worte mit ihm. Danach wurden Lamara und Konny anstandslos in die Bibliothek gelassen. Sie gingen durch die große Eingangshalle in den ersten Raum der Bibliothek. Sofort blieben Lamara und Star stehen und starrten ehrfurchtsvoll auf die langen und hohen Holzregale, gefüllt mit großen Büchern und kleinen Büchern. In einigen Fächern der Regale lagerten auch einige alte Schriftrollen. Es war wirklich beeindruckend. Galok und Konstanyk gingen einfach unbeeindruckt weiter und als sie bemerkten, das Lamara und Star zurückgeblieben waren, blieben sie stehen und warteten auf sie.

Sie gingen durch mehrere Räume dieser Art bis Galok plötzlich stehenblieb und sprach: „ Wir sind da! Die Legendenabteilung! Hier findet ihr Bücher und Schriftrollen mit Legenden aus aller Welt, von allen 4 Kontinenten. Ich dachte mir, dass Starryk hier vielleicht gerne etwas stöbern würde.“ Dann wandte er sich Starryk zu und sprach zu ihm: „ Du brauchst keine Hemmungen zu haben, dir ein Buch aus dem Regal zu nehmen und darin zu lesen. Nur bitte versuche die Bücher nicht zu beschädigen!“ Star war einfach überwältigt. Vorsichtig zog er ein kleineres Buch aus dem Regal und begann darin zu blättern und schließlich zu lesen. Auch Lamara blickte sich um, natürlich auf der Suche nach weiteren Details über die Beschützer des Lichts. Doch da hätte sie auch nach einem Goldkorn in der Wüste suchen können. Es waren einfach zu viele Bücher und Schriftrollen. Lamara fand zwar einige Hinweise aber nichts was sie nicht schon vom Dorfältesten wusste. Star fühlte sich wie im Paradies. So viele Legenden aus aller Welt, das war einfach herrlich. Die Stunden vergingen wie im Fluge und als sie die Bibliothek wieder verließen hatte Star so viele neue Legenden gelesen, dass ihm ganz schwindelig war, aber seine Augen strahlten wie weißes Feuer!  Während sie zu Galoks Haus zurückgingen, fragte Star seine Mutter, ob sie was dagegen hätte, wenn Konstanyk am nächsten Tag mit nach Lichtenbach käme. Lamara antwortete plangemäß, dass sie nichts dagegen habe und Konstanyk fragte seinen Vater ob er eine Idee habe, wer ihn wieder zurück nach Ansala bringen könnte!

„Das ist kein Problem! Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich meinem Sohn einen meiner Dienstboten mitgeben, der ihn dann auch zurück nach Ansala begleiten könnte“, erwiderte Galok.  „ Ich denke auch für eine Person mehr kann ich in Lichtenbach eine Unterkunft organisieren. Ich habe nichts dagegen“, sprach Lamara daraufhin.

„ Gut, dann machen wir’s so. Pack heute abend noch einige Sachen ein, Konstanyk! Du kannst mitgehen morgen..“ „ Danke, Vater! Das ist wirklich schön. Ich bin wirklich auf Lichtenbach und das Regenbogental gespannt.“

Als sie Galoks Haus erreichten, begannen die Vorbereitungen für den Aufbruch am morgigen Tag! Galok wählte einen seiner Diener aus und informierte ihn, dass er morgen mit Lamara, Star und seinem Sohn mitgehen sollte. Kurz darauf wurde zu Abend gegessen und dann gingen alle schlafen um am nächsten Morgen bereit für den Aufbruch nach Lichtenbach zu sein!

Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Lamara und Starryk bei Galok und dankten ihm für die freundliche Aufnahme. Natürlich verabschiedete sich Konny von seinem Vater und dankte ihm nochmals dafür, dass er mitgehen darf. Danach zogen sie los, Lamara, Starryk, Konstanyk und der Tagor der Diener von Galok und Geleitschutz von Konstanyk.  Starryk blickte etwas wehmütig auf Ansala zurück, das in der Sonne glitzerte, als sie das Tal des Ansal verließen und sich dem Dämmerwald näherten. Dieses Mal verlief die Wanderung durch den Wald als ereignislos. Es war früher Nachmittag  als sie ihn durchquert hatten. Am Abend erreichten sie jenes Dorf, in dem Lamara schon auf dem Hinweg mit Star bei Verwandten übernachtet hatte. Dort übernachteten sie auch jetzt wieder. Am nächsten Morgen gingen sie weiter. Bald sahen  sie die Felswand und den Weg der an der Felswand nach oben zum Wasserfall und zum Eingang zur Schlucht führte, die der einzige Zugang zum Regenbogental war. Genau wie Starryk das letzte Mal war dieses Mal Konstanyk total überwältigt von der majestätischen Schönheit dieser Schlucht. Langsam gingen sie die Planken entlang, unter ihnen rauschte der Fluß. Schließlich erreichten sie das Ende des Stegs und standen vor der hochgezogenen Zugbrücke, die en Zugang zum Regenbogental versperrte. Lamara rief dem Wächter zu, der ihre Stimme erkannte und die Zugbrücke herabließ. Nun überquerten sie die Brücke und betraten das Regenbogental und schließlich Lichtenbach. Lamara ging zur Hütte des Dorfältesten um ihren Schlüssel abzuholen, und berichtete ihm dass der Plan funktioniert hatte und das Konstanyk mitgekommen sei. Das freute den Dorfältesten  natürlich.

Er war auch gerne bereit für eine Unterkunft von Tagor zu sorgen.

Konstanyk konnte natürlich mit in Lamaras und Stars Hütte übernachten.

Konny blieb einige Tage in Lichtenbach. In dieser Zeit zog er mit Star durch das Regenbogental. Star zeigte ihm die Regenbogenfälle und seine Lieblingsplätze und stellte ihm Tolgar und den Dorfältesten vor. In diesen Tagen festigte sich die Freundschaft zwischen Konny und Star. Das Problem, das der Dorfälteste bei Starryk gesehen hatte, war behoben. Die Freundschaft zwischen Star und Konny wurde zu etwas festem. Schließlich war Konny für Star wie ein Bruder. Wenn sie zusammen waren, hatten sie immer viel Freude. Eine neue Freundschaft war entstanden, die zwar anfangs geplant aber schließlich doch echt und gut war.


(c) Starwalker Thomas, 2001