(c) Starwalker Thomas, 2001



Seit Starryks Weihe waren 6 Jahre vergangen. Lamara war alleinstehend geblieben und hatte sich um Starryk gekümmert. Die Versorgung der beiden hatte inzwischen Goruk übernommen. Der kleine Starryk war nun 6einhalb Jahre alt.

Er war recht klein für sein Alter, doch seine Intelligenz war dem Altersdurchschnitt weit voraus. Als Starryk 5 Jahre alt war, hatte der Dorfälteste begonnen, ihn zu unterrichten. Er lernte schnell und konnte bald sehr gut lesen, schreiben und rechnen. Selbst der Dorfälteste war von der Auffassungsgabe Starryks überrascht. Besonders an der Geschichte seines Volkes zeigte er reges Interesse. Darüber freute sich der Dorfälteste besonders.

Die ganzen 6 Jahre hatte Starryk nie das Dorf und seine nähere Umgebung verlassen. Er kannte den Wald, der das Dorf umgab, wie seine Hosentasche. Er liebte es im Wald spazieren zu gehen, wo er ungestört war. Mit den anderen Kindern spielte er selten. Die meiste Zeit verbrachte er damit die Tiere zu beobachten, deren Gesellschaft er eher bevorzugte, als die der Menschen. Dies fiel auch dem Dorfältesten auf und er beschloss etwas dagegen zu tun. „Er muss lernen, die Menschen zu schätzen. Schließlich ist es sein Schicksal, für sie zu kämpfen. Er muss erfahren, erleben und fühlen, was echte Freundschaft bedeutet. Das Problem ist ,dass er gleichaltrigen Kindern in der geistigen Entwicklung weit voraus ist. Was kann man also tun?“ Diese Frage beschäftigte den Dorfältesten schon eine ganze Zeit lang.

In dieser Zeit kam sein Bruder zu ihm zu Besuch. Sie hatten sich sehr lange nicht gesehen hatten sich dementsprechend viel zu erzählen. Im Laufe dieser Gespräche berichtete ihm sein Bruder voller Stolz, dass er vor 7 Jahren Großvater geworden sei. Als er ihm dann noch berichtete, dass sein Enkel, dessen Vater ein Gelehrter in  Ansala war,  überdurchschnittlich intelligent sei, wurde er hellhörig. Vielleicht war dies die Lösung seines Problems. Vielleicht konnte dieses Kind mit Starryk mithalten, es war zumindest einen Versuch wert. Er berichtete seinem Bruder von Starryk und dieser erklärte sich sofort bereit bei diesem Plan zu helfen. Der Dorfälteste war zufrieden, doch mussten sie ihren Plan noch mit Lamara absprechen. Er erhob sich aus seinem Sessel und erklärte seinem Bruder, dass er die Mutter Starryks dazuholen wollte. Er verließ sein Haus und kam kurz darauf mit Lamara zurück. Sie wirkte etwas verwirrt, ihr Gesichtsaudruck ließ erkennen, dass sie keine Ahnung hatte, warum der Dorfälteste sie geholt hatte. Er bat sie Platz zu nehmen, damit er ihr erklären könne, was dies zu bedeuten hat. Er berichtete ihr, was seiner Meinung nach Starryks einziges Problem war und was er gedachte dagegen zu tun. „Ich bitte dich darum Lamara, dass du in zwei Wochen mit Starryk nach Ansala gehst. Dann findet dort das alljähriges Stadtfest statt. Führe Starryk durch das Gelehrtenviertel nach der großen Parade. Wir werden dafür sorgen, dass er den Jungen dort antrifft. Er wird ihn fragen, ob Starryk die Parade gefallen hat. Dann wird er anbieten Starryk durch Ansala zu führen. Lass sie zusammen weggehen. Vielleicht freunden sich die beiden, während des Stadtrundganges an und wenn nicht haben wir es wenigstens versucht.“  „ Ich weiß nicht, was ich von dem Plan halten soll“, erwiderte Lamara, „denn ich mag die Idee einer ‚geplanten‘ Freundschaft nicht. Aber ihr zwei habt euch solche  Mühe bei eurem Plan gegeben, dass ich meine Rolle darin spielen werde. Vielleicht klappt es ja.“ „Danke, Lamara“, antwortete der Dorfälteste, „dann ist alles geklärt.“ Er erhob sich und geleitete sie zur Tür, und verabschiedete sie. Danach trat er zu seinem Bruder. „Du, weißt was du zu tun hast?!“ „Ich weiß, was ich zu tun habe, Brüderchen.“ „Gut! Am Besten machst du dich morgen früh auf den Weg nach Ansala. Wo waren wir stehen geblieben.“ „Ich berichtete dir gerade von meinen Erlebnissen, Brüderchen.“ „Dann fahr bitte fort!“

Sie unterhielten sich noch den ganzen Abend. Der Dorfälteste hörte nur mit einem Ohr zu. In Gedanken beschäftigte er sich mit seinem Plan, Starryk einen Freund zu ‚beschaffen‘.

Am nächsten Morgen verabschiedete er seinen Bruder und bat ihn sich zu bemühen. Er schaute ihm nach, bis er ganz in der Schlucht verschwunden war und wünschte ihm von ganzen Herzen viel Glück. Nachdenklich ging er in sein Haus zurück.

Nach einer Woche brachte ein Bote die Nachricht, das der Plan in die Tat umgesetzt werden könne. Der Dorfälteste hatte im Laufe dieser Woche noch oft über seinen Plan nachgedacht. Zweifel an der Durchführbarkeit dieses Plans hatten ihn geplagt.

Als er nun endlich die Nachricht erhielt, dass sein Bruder alles geregelt hatte, war er zutiefst erfreut. Die Zweifel waren vergessen. Er würde seinen Plan auf jeden Fall versuchen. Er ließ Lamara benachrichtigen, dass der abgesprochene Plan so durchgeführt werden sollte, wie besprochen.

Starryk bekam von den Sorgen und Plänen seines Lehrmeisters nichts mit. In den Unterrichtsstunden, die jeden 2. Tag beim Dorfältesten stattfanden, ließ sich dieser nichts anmerken und außerhalb des Unterrichts ließ sich Starryk kaum beim Dorfältesten sehen. Inzwischen hatten Tolgar und Goruk damit begonnen Starryk das Kämpfen und Jagen beizubringen. Dies sorgte dafür, dass Starryk wenig Freizeit hatte, schließlich musste er noch seiner Mutter im Haushalt helfen. Die Freizeit, die ihm blieb, verbrachte er meistens im Wald, wo er an seinem Lieblingsplatz, einer kleinen Lichtung, im Gras lag und die Tiere beobachtete.  Als er nach den Unterrichtsstunden gerade in den Wald gehen wollte, rief ihn seine Mutter: „Star, komm mal zu mir!“ Star drehte sich um und schaute wenig erfreut zu seiner Mutter zurück. „Was ist denn los, Mutti?“, rief er ihr zu, denn er hatte überhaupt keine Lust zu ihr zurückzugehen; er wollte schnell in den Wald. „Ich möchte dir etwas wichtiges mitteilen. Könntest du also bitte herkommen?“ „Na gut! Ich komme!“, rief Star seiner Mutter genervt zu. Es hätte keinen Zweck gehabt, seiner Mutter zu widersprechen. Er wäre auf jeden Fall der Unterlegene gewesen, hätte sich aber noch jede Menge Ärger eingehandelt. Also ging er zu seiner Mutter zurück und fragte: „Was gibt’s denn so wichtiges, Mutti?“ „..dass du mich von meiner Freizeit abhältst“, führte er die Frage in Gedanken weiter.

Seine Mutter sprach zu ihm: „Komm mit ins Haus! Ich muss mit dir reden!“ Nachdem beide ins Haus gegangen waren, schloss seine Mutter die Tür und wandte sich zu ihm. „Ich habe beschlossen, dass es Zeit wird, dass du aus Lichtenbach und dem Regenbogental herauskommst und etwas von der Welt siehst. Daher werden wir beide in drei Tagen nach Ansala gehen. Dort wird ein großes Fest gefeiert. Ein Großereignis, dass sich jedes Jahr wiederholt. Dieses Jahr bist du nun endlich alt genug dafür. Und deshalb werden wir beide dieses Jahr an den Feierlichkeiten teilnehmen.“ Diese Nachricht schlug ein, wie der Blitz damals bei Stars Geburt. Star war sprachlos. Er freute sich so über diese Ankündigung, dass er auf seine Mutter zustürmte und sie umarmte. „Klasse!“, rief er aus, „endlich kann ich mir ‘das Juwel des Kontinents‘ Ansala anschauen. Der Dorfälteste hat mir schon so viel über die Geschichte Ansalas erzählt. Danke Mutti, dass du mich mit nach Ansala nimmst.“ „Ich dachte mir, dass du dich freuen würdest. Ich bitte dich, dem Dorfältesten und Tolgar Bescheid zu sagen, dass der Unterricht für die nächste Woche ausfällt, da du nicht in Lichtenbach weilst. In drei Tagen brechen wir auf! Du kannst jetzt spielen gehen, wenn du willst.“ Star ließ seine Mutter los und stürmte davon. Diese Nachricht hatte ihn zutiefst erfreut. Er war von jener überschwänglichen Freude erfasst, die Kindern so eigen ist. Dennoch beeilte er sich in den Wald zu gelangen. Auf seiner Lichtung ließ er sich ins Gras fallen und blickte zum tiefblauen Himmel hinauf. Bei diesem Anblick entspannte er sich ein wenig, die Vorfreude brannte aber noch immer wie ein loderndes Feuer in seiner Brust.

Die drei Tage vergingen schnell, dennoch schien es Star einige Male, als sei die Zeit stehen geblieben. Freudestrahlend hatte er dem Dorfältesten berichtet, dass seine Mutter mit ihm nach Ansala gehen wird. Der Dorfälteste freute sich mit ihm und brachte ihm noch einige Dinge über Ansala bei. Als er Tolgar informierte, war dieser ziemlich überrascht. Er beschloss Starryk in den drei Tagen die Grundlagen des Kampfsports beizubringen, damit Star sich wenigstens ein bisschen verteidigen konnte. Als die drei Tage vergangen waren, hatte Star eine Menge Neues gelernt und war für seine Reise gut gerüstet.

Am Morgen des Aufbruchs war Star sehr früh wach. Er war total aufgeregt und freute sich auf die neuen Erfahrungen, die er während der Reise machen würde. Er stand also auf, zog sich an und weckte seine Mutter. Diese reagierte so, wie man halt reagiert, wenn man sehr früh geweckt wird. Doch Star war so aufgeregt, dass er ihr keine Ruhe mehr ließ und an Schlaf nicht mehr zu denken war. Also stand Lamara auf, legte ihre Kleider machte Frühstück und kochte einen Tee, der morgens immer getrunken wurde, weil er Kraft für den Tag gab und die Müdigkeit vertrieb. Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume brachen, und durch die Fenster schienen, hatten beide ihr Frühstück beendet. Lamara packte nun einen Proviantkorb für ihre Reise und traf die letzten Vorbereitungen. Danach nahm sie 10 Goldstücke steckte diese in einen Lederbeutel, und packte diesen in ihre Brusttasche. Star half ihr bei den letzten Vorbereitungen und als alles zu Lamaras Zufriedenheit erledigt war, ging sie ins Schlafzimmer und nahm den langen Dolch ihres Mannes samt Scheide heraus und befestigte ihn an ihrem ledernen Gürtel. Dieser Dolch sollte zur Selbstverteidigung dienen, denn da Krieg herrschte und der König damit beschäftigt war, war das Reisen sehr gefährlich, es gab viele Wegelagerer, die arme Wanderer überfielen. Der König hatte dieses Problem zu Friedenszeiten gut in den Griff bekommen, indem er hart durchgegriffen hatte und seine Krieger zu Verhaftung dieser Verbrecher benutzt hatte. Meistens wurden sie sofort hingerichtet oder, wenn sie Besserung gelobten, zu Kriegern gemacht und ebenfalls zur Verbrecherjagd benutzt. Seit die unflätigen Berater des Königs ihn in den Krieg mit Dalende getrieben hatten, herrschte wieder Angst, denn die Krieger mussten nun natürlich im Krieg kämpfen. Außerdem war die Nahrungsversorgung zusammengebrochen, denn der König kümmerte sich um nichts mehr. Viele Menschen, die in den großen Städten wohnten und auf die Versorgung angewiesen waren, kämpften ums nackte Überleben. Daher wurden viele zur Wegelagerei durch die Verhältnisse gezwungen. Also stieg die Zahl der Wegelagerer dramatisch an, da die Menschen immer mehr verarmten. Von den Städten von Ansalea herrschte nur in der Hauptstadt Ansala noch Wohlstand, dafür sorgte der König noch, weil er in seiner Hauptstadt und angesichts des Krieges keinen Aufstand riskieren wollte. Auch deshalb wurde das Stadtfest wie jedes Jahr gefeiert.

Nachdem Lamara den Dolch befestigt hatte, ging sie zu Star der an der Haustür auf sie wartete. „So jetzt ist alles bereit.“ ,sprach sie zu ihrem Sohn, „lass uns also gehen.“ Daraufhin traten beide ins Freie. Lamara schloss die Tür ab und brachte den Schlüssel zum Dorfältesten, der ihn aufbewahrte. Star blickte sehnsüchtig auf den Eingang zur Schlucht, die den einzigen Zugang zum Regenbogental bildete. Die Zugbrücke am Eingang der Schlucht war wie üblich hochgezogen. Als Star Lamara vom Haus des Dorfältesten kommen sah, rannte er ihr  entgegen. Zusammen verließen sie das Dorf und gingen zielstrebig auf die Zugbrücke zu. Der Wachposten grüßte sie freundlich. Dann half er Lamara die Brücke herabzulassen. Star sah staunend und voller Ungeduld, wie sich die Brücke langsam herabsenkte und den Weg in die Schlucht freigab. Star schien es Ewigkeiten zu dauern, bis die Brücke endlich unten war. Er spürt Abenteuerlust aufsteigen, die Lust etwas neues zu entdecken, ließ ihn nicht mehr los. Als die Brücke endlich die andere Seite berührte, sah Star den schmalen Weg der geradewegs in die Schlucht führte. Die morschen Holzplanken, die diesen Weg bildeten, wirkten nicht gerade stabil. Seine Mutter hatte sich in der Zwischenzeit vom Wachposten verabschiedet und trat zu Star. „Na, mein Sohn aufgeregt?„Ja, Mutti! Ich bin mir allerdings nicht mehr so sicher, ob wir diesen Weg benutzen sollten. Er sieht sehr..,sehr..,sehr.., gefährlich aus.“Mach dir keine Sorgen, Star. Ich bin doch bei dir. Diese Schlucht ist zwar furchteinflößend, aber auch von gewaltiger Faszination und Schönheit. Es wird dich sicher begeistern als auch ein klein wenig ängstigen, aber letztendlich wird die Faszination siegen, bei mir war es so als ich diese Schlucht zum ersten Mal betrat. Ich war etwas älter, als du, hatte aber auch Angst. Doch meine Mutter hat damals dasselbe zu  mir gesagt, was ich eben zu dir gesagt habe. Fürchte dich nicht!

Sie nahm seine Hand und führte ihn langsam, über die Brücke. Die Balken ächzten und knarrten, brachen aber nicht. Am Ende der Brücke betrat Star vorsichtig die erste Planke des Stegs. Es geschah nichts. Auch die nächste Planke hielt das Gewicht der beiden. Dennoch blieben Stars Schritte vorsichtig. Erst nach ca. 100 Schritten verlor er seine Angst und begann schneller zu laufen. Nun blickte er sich um. Es war ziemlich düster in der Schlucht. Das Rauschen des reißenden Flusses drang von unten zu ihm herauf Als er durch die Spalten der Planken nach unten blickte, sah er das schnell fließende Wasser des Flusses. Vorher hatte er nur auf seine Schritte geachtet. Nun fiel im die majestätische Schönheit seiner Umgebung auf, er hörte das Tosen des Flusses, er sah die majestätischen Felsenwände, die bedrohlich  rechts und links von ihm in die Höhe ragten. Es spürte eine gewisse Beklemmtheit, angesichts dieser Eindrücke. Es war wie seine Mutter gesagt hatte Furcht und Faszination, das Gefühl die Macht der Elemente um sich zu fühlen, bedrohlich und beeindruckend. Hier konnte man die Kräfte spüren, die die Welt zusammenhalten.

Schließlich kam seine Mutter zu ihm zurück und stupste ihn an. „Wir müssen weitergehen, Star. Wir haben heute noch einen weiten Weg vor uns.“ Star schreckte bei diesen Worten auf. Jetzt erst bemerkte er wieder, dass er noch auf der Erde war und ihm fiel der Grund der Wanderung wieder ein. Er senkte seinen Blick und drehte sich zu seiner Mutter um. „Schon gut Mutter! Ich komm ja schon!“ Dann gingen beide weiter und Stars Gedanken weilten bei dem Ziel dieser Reise, bei der glorreichen Hauptstadt von Ansalea, dem bekannten, und für seine prachtvollen Paläste berühmten Ansala. In seiner Vorstellung malte er sich die Prachtstraße aus, die vom Haupttor aus durch die edelsten Viertel der Stadt bis zum Palast des Königs verlief. „Bald werde ich die Dinge sehen von denen der Dorfälteste so geschwärmt hat“, dachte er gedankenversunken.“ Als er bemerkte, dass das Rauschen des Baches unter ihm zu einem lauten Tosen geworden war, blickte er sich um und stellte fest, das sie sich in unmittelbarer Nähe des Wasserfalls am Ende der Schlucht befanden. Hier stürzte der Bach 60 Meter in die Tiefe. Star trat ans Geländer direkt neben dem Wasserfall und genoss die Aussicht. Denn auf dieser Linie hörte das Gebirge auf und man konnte einen weiten Teil des anschließenden Flachlandes überblicken. Star, der bisher nur das Regenbogental kannte, sah nun die für ihn unbekannten Gebiete bis zu Horizont und darüber hinaus. Wieder fühlte er sich wie ein Entdecker, obwohl dieses Gebiet natürlich schon längst erschlossen war. Für Star war es dennoch neu und er freute sich über die schöne Aussicht. Seine Mutter stand neben ihm und schaute sich ebenfalls um. Natürlich kannte sie die Gebiete, doch auch sie war lange nicht mehr hier gewesen.

Der Weg bog am Wasserfall um 90° ab und verlief leicht absteigend an der Felswand entlang, bis der Boden erreicht war. Von dort aus war es nicht mehr weit zum nächsten Dorf, wo Lamara vorhatte bei Verwandten eine Nacht zu verbringen um dann am nächsten Morgen zügig weiterzureisen. In dieser Beziehung hatte sie ihre Pläne geändert, da sie glaubte, dass Star nach dieser Fülle von neuen Eindrücken eine Pause brauchte. So hatten beide genug Zeit neben dem Wasserfall zu verweilen und die Schönheit der Umgebung zu genießen. Nach einiger Zeit zogen beide weiter und erreichten am späten Nachmittag das Dorf. Ihre Verwandten freuten sich über den Besuch und nahmen sie gerne auf. So konnten beide in einem gemütlichen Bett schlafen und wachten am nächsten Morgen gut erholt auf.

Sie nahmen ein kleines Frühstück ein und füllten ihre Feldflaschen mit frischem Wasser. Als sie diese Vorbereitungen beendet hatten, verabschiedeten sie sich von ihren Verwandten und bedankten sich für die freundliche Aufnahme. Dann machten sie sich schnell auf den Weg.

Es war ein klarer Morgen. Die Sonne war gerade erst aufge­gangen und die Vögel zwitscherten leise. Lamara achtete auf diese Einzelheiten nicht. Sie wusste, dass noch ein weiter Weg vor ihnen lag, und sie wollte am Abend in  Ansala sein um am nächsten Morgen die Stadt zu erkunden und an den Feierlichkeiten teilnehmen zu können. Es war also überaus wichtig heute zügig voranzukommen. Daher blickte sie sich nicht um, sondern wanderte mit raschen Schritt am Rande des Weges entlang. Star hatte einige Mühe mit ihr Schritt zu halten. Auf dem Weg war allerlei Volk unterwegs. Sie begegneten einigen Händlern, die von Dorf zu Dorf zogen. Auch waren viele Bauern unterwegs die ihre Waren nach Ansala brachten um sie dort auf dem Markt zu ver­kaufen. Lamara beachtete die anderen nicht und ging eilig weiter. Gegen Mittag erreichten sie ein kleines Dorf, das am Weg lag, unmittelbar vor dem Dämmerwald, einem sehr breiten Waldgebiet durch das der Weg nach Ansala führte. Dieser Teil des Weges war in dieser unruhigen Zeit bei wei­tem der gefährlichsten, denn in den dichten Büschen beiderseits des Weges konnten sich Räuber und Wegelagerer gut verstecken und viele Bauern, die wegen der Hungersnot ihren ganzen Besitz verloren hatten, lebten in diesem Wald. Daher hielt es Lamara für angebracht in dem Dorf zu rasten und etwas vom Proviant zu verzehren um gestärkt und hochkonzentriert weiterzugehen. Nachdem sie sich gesättigt hatten, gingen sie weiter. In der Ferne sahen sie den Wald, immer näher kamen sie ihm. Als sie den Waldrand erreicht hatten, bog die Straße leicht ab und führte direkt in die Düsternis des Waldes hinein. Eine un­angenehme Kühle strömte von ihm aus, wie eine Mauer schien der Wald Ansala vom Rest der Welt abzugrenzen. Zögernd betrat Lamara mit ihrem Sohn den Wald. Die Bü­sche am Rand des Weges boten Wegelagerern ein perfektes Versteck. Vom Weg aus gesehen, wirkten sie undurchdringlich, doch dieser Eindruck täuschte. Nur Menschen, die von einem anderem Kontinent kamen, um Ansala zu besuchen, fielen darauf herein und wurden leichte Beute der Wegelagerer. Einheimische kannten die Gefahren und blieben vorsichtig. Daher wurden sie meistens von den Räubern verschont, außerdem waren die meisten Einheimischen, die nach Ansala ohne Geleitschutz kamen, arme Bauern, bei denen nicht viel zu holen war. Doch in den letzten Monaten war die Not im Land so schlimm geworden, dass die Räuber auch vor Einheimischen nicht zurückschreckten.

Lamara nahm Star an die Hand und ging weiter in den Wald hinein. Von den dichten Büschen am Wegesrand ließ sie sich nicht täuschen, wachsam suchte sie mit ihren Augen den Weg vor ihr ab. Sie konnte nichts verdächtiges sehen, und das machte sie nur noch unruhiger. Irgendetwas war nicht in Ordnung, das spürte sie. Doch sie konnte nichts weiter tun als wachsam weiterzugehen. Es wurde düster um sie, der Wald ließ nicht viel Licht auf die Straße fallen. Die Vögel, die am Rande des Waldes noch gepiepst hatten, waren verstummt. So leise wie möglich liefen Lamara und ihr Sohn Starryk durch den Wald, abwechselnd auf die holprige Straße zu ihren Füßen und auf den Weg vor ihnen achtend. Zurück blickten sie nicht, ab und an warfen sie ängstliche Blicke auf das dichte Gestrüpp am Straßenrand.

Nach einiger Zeit sahen sie im Halbdunkel des Weges einen Menschen stehen. Das erschien Lamara höchst verdächtig. Auch sie und ihr Sohn blieben in sicherer Entfernung stehen und beobachteten den Fremden, der sich nicht zu bewegen schien. Völlig reglos stand er da, das Gesicht von Lamara abgewandt.

„Hallo, ihr da, antwortet, wenn ihr keine bösen Absichten habt“, rief Lamara dem Fremden zu. Sie ging natürlich davon aus, dass jeder Mensch ‚Leute ausrauben‘ als böse Absicht verstehen würde. Doch das war eine Überschät­zung des menschlichen Gerechtigkeitsempfindens. Der Fremde rief zurück: „ Ich bin vor ein paar Minuten überfallen worden. Aber der Räuber ist schon längst auf dem Weg nach Hause. Könntet ihr mir helfen? Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen und bin noch etwas orientierungslos.“ Lamara blieb wachsam, denn sie kannte die Tricks der Wegelagerer. Natürlich konnte der Mann auch die Wahrheit gesagt haben. Was sollte sie tun?

Lamara überlegte nicht sehr lange, schnell entschloss sie sich dem Fremden zu helfen. Sie ging also auf den Mann zu, um ihm aufzuhelfen. Starryk folgte ihr mit etwas Abstand, bereit seine Mutter und sich zu verteidigen. Sobald Lamara nahe genug war, sprang der Mann auf und rannte auf sie zu. Just in diesem Augenblick sprang direkt neben Starryk ein zweiter Mann aus dem Gebüsch und stürzt sich auf Starryk. Star duckte sich und drehte sich blitzschnell um seine eigen Achse. Dabei streckte er ein Bein aus, mit dem er seinem Angreifer mit voller Wucht in die Magengrube trat. Dieser war auf Gegenwehr bei einem kleinen Jungen nicht gefasst und krümmte sich vor Schmerz. Er stürzte auf den Boden und ließ sein gezücktes Messer fallen. Star reagierte schnell und hob es auf, um den Fremden entgültig zu entwaffnen. In derselben Zeit war es Lamaras Angreifer nicht viel besser ergangen. Auch sie hatte, als  sie die Absichten des Mannes erkannte, sofort reagiert und ihren langen Dolch gezogen. Der Angreifer Lamaras war zwar auf Gegenwehr gefasst, aber mit so einem langen Dolch hatte er bei einer Frau, die mit einem Kind unterwegs war keineswegs erwartet. Auch die Kleidung Lamaras wirkte nicht  wie die einer Kriegerin. Er blieb also stehen und zog sein Messer, allerdings nicht um wirklich anzugreifen, sondern um sich gegen einen Angriff dieser Frau zu verteidigen.

Starryk blickte zu seiner Mutter und sah, dass sie auch ihren Angreifer abgewehrt hatte, auch wenn er noch eine Waffe hatte. Starryk befahl seinem Angreifer, zu seinem Spießkumpanen zu gehen. Er selbst stellte sich neben seine Mutter und sprach zu den Angreifern: „Rennt, wenn euch euer Leben lieb ist. Denn gegen meine Mutter und mich habt ihr keine Chance. Mein Vater war ein ausgebildeter Krieger und er hat meiner Mutter und mir einige Techniken beigebracht. Ihr habt offensichtlich keinerlei Kampferfahrung. Daher werdet ihr gegen uns verlieren, wenn ihr kämpfen wollt. Wir werden euch nichts tun, wenn ihr flieht, denn wir wissen, dass es euch schlecht geht und ihr aus dieser Notlage heraus handelt. Daher lassen wir euch gehen, also geht.“ Lamara blickte ihren Sohn erstaunt an. Solch weise Worte hätte sie von ihm nicht erwartet. Doch es gab etwas, dass sie zu ergänzen hatte. „ Hört, wir wissen wie schlecht es den Bauern in dieser Gegend geht und da ich wirklich Mitleid mit euch habe, werde ich jedem 10 Goldstücke schenken. Das reicht für eine Woche Brot, soweit ich weiß. Mehr kann ich nicht geben und mehr werdet ihr nicht erhalten, auch wenn ihr kämpft.“ Der Angreifer Lamaras steckte auf diese Worte hin sein Messer weg und rief: „ Danke, dass ihr so gütig seid. Ihr habt einen wahrhaft weisen Sohn und ihr seid selbst mit Weisheit beschenkt worden. Ich werde euch nichts tun und mein Kumpan hier auch nicht, dafür garantiere ich. Ihr könnt euren prächtigen Dolch ruhig wegstecken.“ Lamara tat dies und zog 20 Goldstücke aus ihrem Beutel und gab ihnen jeweils 10 Goldstücke. „So nun geht und kauft euch Brot! Ich hoffe euch geht es bald wieder besser.“ Die 2 Bauern bedankten sich nochmals und verschwanden dann durch das Gebüsch am Wegesrand. Lamara und Star sahen ihnen nach bis sein ganz sicher waren, dass sie außer Reichweite waren. Dann setzten sie ihrem Weg fort und ca. 2 Stunden später erreichten sie das Ende des Waldes. Vor ihnen lag eine weite Ebene und am Horizont sah Star viele Dächer in der Sonne glitzern. Ansala, das mächtige und alte Ansala, die Hauptstadt von Ansalea lag da vor ihm und die Vorfreude entfachte ein Feuer in seinem Herzen. Das Verlangen endlich in Ansala zu sein und all die berühmten Gebäude zu bewundern, war kaum zu ertragen. Starryks Beine schienen von alleine immer schneller zu werden und bald war er seiner Mutter ein ganzes Stück enteilt. Lamara beeilte sich um ihren Sohn einzuholen und an die Hand zu nehmen, denn die Straße wurde immer voller, wegen des großen Festes kamen fast alle Bewohner der umliegenden Dörfer nach Ansala, und die Gefahr, dass sie Starryk aus den Augen verlor, war zu groß.   

Am späten Nachmittag erreichten Lamara und Starryk das große Stadttor von Ansala, der Hauptstadt des Kontinents des Wassers Ansalea, eine der schönsten Städte der Welt. Die Posten am Tor schauten ziemlich finster drein, doch sie führten kaum Kontrollen durch. Auch Starryk und Lamara wurden nicht kontrolliert. So betraten sie die Prachtstraße von Ansala. Auf dieser Straße herrschte ein großes Durcheinander. Morgen war der Tag der großen Parade und überall liefen die letzten Vorbereitungen. Händler bauten ihre Stände auf, einige einheimische verkauften schon ihre Waren. Es roch nach leckeren Essen, es gab Fleisch und exotische Früchte, die von den Händlern, deren Stände schon fertig waren, lauthals angepriesen worden. Lamara kämpfte sich mit ihrem Sohn durchs Gedränge auf der Suche nach einer Herberge. Natürlich waren die meisten Herbergen ausgebucht doch viele Bürger Ansalas nahmen während der Feiertage gegen ein geringes Entgelt gerne Besucher auf. Sie drängten sich durch die Menschenmenge. Plötzlich erblickten sie ein großes Schild „ Übernachtungsmöglichkeit gesucht? Kommen sie zu uns

Lamara drängte sich mit Starryk durch die Menschenmenge zielstrebig auf den Stand zu, zu dem das Schild gehörte! Die Menge ließ sie kaum durch, es wurde geschoben und geschubst. Lamara hielt Starryks Hand fest, denn ihn in diesem Gedränge zu verlieren hieß ihn so schnell nicht wiederzufinden. Schließlich schafften es beide sich zu dem Stand durchzukämpfen. Auch am Stand war viel Andrang, denn es gab natürlich viele, die das Schild gesehen hatten und genau wie Lamara ihre Hoffnung eine Übernach­tungsmöglichkeit zu finden, auf diesen Stand setzten. Lamara fiel dem Standbesitzer sofort auf, wie sie den kleinen Starryk hinter sich her zog. Er drehte sich zu einer Frau um, die hinter ihm stand und nickte ihr zu. Daraufhin drängte sich die Frau zu Lamara und ihrem Sohn durch. „Sie suchen eine Übernachtungsmöglichkeit für sich und ihren Sohn?“ „Ja, das ist richtig. Wir suchen noch eine Unterkunft.“ „Gut, wenn sie wollen, können sie in unserem Gästezimmer übernachten. Eine Mahlzeit erhalten sie auch. Für 25 Goldstücke können sie bei uns übernachten.“ „Dankeschön, das Angebot nehmen wir gerne an!“ „Gut dann folgen sie mir!“ Die Frau führte sie schnell weg von der Hauptstraße durch die Viertel der wohlhabenden Bürger. Sie kamen an großen, an Paläste grenzenden, prachtvollen Häusern vorbei, und Starryk bestaunte sie mit offenem Munde. Das war also endlich das prunkvolle Ansala. Starryk konnte kein Wort mehr sagen, er war von den vielen neuen Eindrücken erschöpft, aber er war glücklich. Die vielen Legenden, die ihm der Dorfälteste über diese Stadt erzählt hatte, gingen ihm durch den Kopf. Er lief schweigend neben seiner Mutter her, doch seine Augen strahlten, wie die hellsten Sterne und viele Leute drehten sich verwundert nach ihm um. Schließlich erreichten sie ein etwas kleineres Haus, dass aber im Vergleich zu Lamaras Haus in Lichtenbach, wie ein Königspalast wirkte. Die Frau klopfte an die große Tür und kurz darauf wurde sie von einem Diener geöffnet. Dieser verneigte sich, sobald er die Frau erblickt hatte und trat dann zur Seite. Die Frau schritt durch die große Tür und die Eingangshalle und Lamara lief mit Starryk hinter ihr her. Der Diener schloss die Tür hinter Lamara und lief zu der Frau. Die sprach in einem befehlenden Tonfall: „ Führen sie unsere Gäste in das Gästezimmer und zeigen sie ihnen das obere Badezimmer.“ Der Diener verneigte sich vor der Frau und bat dann Lamara ihm zu folgen. Er führt sie eine große Treppe hinauf in das obere Stockwerk. Sie gingen einen langen Gang entlang und als sie das Ende des Ganges erreicht hatten, zeigte der Diener auf eine Tür und sprach: „ Hier ist das Badezimmer. Handtücher werden ihnen noch gebracht.“ Danach ging er auf die gegenüber liegende Tür zu, öffnete sie und führte Lamara und Star hinein. Es war ein großer Raum, den sie nun betraten, selbst dieser Raum war so groß wie Lamaras Hütte in Lichtenbach. In der Mitte des Raumes standen zwei große Betten auf denen jeweils ein golden schimmerndes großes Kissen lag. In einer Ecke des Raumes bei den großen Fenstern stand ein kleines Tischlein und drei Stühle aus den edelsten Hölzern. Starryk blickte sich mit weit aufgerissenen und strahlenden Augen in dem Zimmer um und auch seine Mutter stand still da und schaute sich ungläubig um. Der Diener drehte sich um und ließ sie allein. Nach einer Weile kam er mit zwei Handtüchern wieder und legte sie auf die Betten. „Bei Sonnenuntergang werden sie unten zum Essen erwartet“, verkündete er den beiden noch und dann ließ er sie wieder allein. Lamara blickte ihrem Sohn in seine strahlenden Augen und lächelte ihn liebevoll an. „Das ist ein Abenteuer, was mein Sohn.“ „Oh ja, Mutti. Ich freu mich schon so auf die Parade morgen. Das wird sicher toll.“ „Das glaub ich auch, Star. Bitte pass aber auf, dass wir uns nicht verlieren in der Menschenmenge. Ich find ich sonst nie wieder.“ „ Keine Sorge, Mutti! Ich pass schon auf.“ „ Gut! Ich glaube wir sollten uns säubern, damit wir zum Essen ordentlich aussehen. Nimm dein Handtuch und komm mit ins Bad!“ Nachdem sie dies gesagt hatte, nahm sie ihr Handtuch und verließ das Gästezimmer. Sie betrat das Badezimmer und auch hier war das Staunen groß im ersten Moment. Star folgte ihr und ging ebenfalls mit seinem Handtuch ins Badezimmer. Lamara begann sich und ihren Sohn zu waschen und als sie fertig war, war ihnen die Anstrengung der Reise nicht mehr anzusehen. Sie sahen beide sauber aus und fühlten sich viel besser.

Inzwischen war die Sonne untergegangen und es war düster geworden. Sie gingen den langen Gang entlang und stiegen die große Treppe hinunter. Unten stand schon der Diener, der sie erwartet hatte. Wortlos führte er sie in den Speisesaal. Auch dies war ein großer Raum in dessen Mitte ein riesiger Tisch mit großen Stühlen stand. An einem Ende des Tisches saß schon die Frau, die ihre Gastgeberin war. „Setzen sie sich zu mir!“, sprach sie. „Ich glaube wir sollten uns ein wenig unterhalten, wenn sie nichts dagegen haben.“ „Natürlich hab ich nichts gegen eine Unterhaltung“, erwiderte Lamara lächelnd. Dann setzte sie sich auf einen großen Stuhl neben der Gastgeberin. Star setzte sich seiner Mutter gegenüber. Nun wurde das Essen aufgetragen und es war ein wahres Festmahl für Lamara und Star. Nach dem Essen bat die Gastgeberin den Diener den „kleinen Jungen“ ins Bett zu bringen, damit sie sich in Ruhe mit Lamara unterhalten könne. Star konnte es nun gar nicht leiden kleiner Junge genannt zu werden, aber seine Mutter blickte ihn auf eine Weise an, die ihm signalisierte, dass er sich jetzt ruhig verhalten sollte. Der Diener sprach Starryk an, nachdem er sich vor der Gastgeberin verneigt hatte. „Kommen sie, junger Herr. Folgen sie mir!“ Als junger Herr bezeichnet zu werden, gefiel Star schon viel besser! Er folgte also dem Diener. Kaum hatten beide den Raum verlassen, sprach die Gastgeberin: „Kommen sie, gehen wir ins Kaminzimmer. Dort ist es gemütlicher. Dort können wir uns ungestört unterhalten.“ Lamara nickte nur und folgte der Frau zum Kaminzimmer. Dort angekommen setzte sie sich in einen Sessel, der nahe am Kamin stand. Sie deutete Lamara sich in den anderen Sessel zu setzen, der ihr gegenüber ebenfalls am Kamin stand. Lamara setzte sich und machte es sich bequem. „ So, ich glaube, ich hab mich noch nicht vorgestellt“, begann die Frau, „ich heiße Claraia, und gehöre zum Gelehrtenrat von Ansala.“ „Mein Name ist Lamara und  ich komme aus Lichtenbach im Regenbogental.“ „Ich weiß!“ „Woher wissen sie das?“ „Mein geschätzter Kollege hat mich gebeten nach einer Mutter mit einem ca. 6 Jahre alten Jungen mit leuchtenden Augen Ausschau zu halten. Er weihte mich in ihren Plan ein und bat mich darum sie in meinem Hause zu beherbergen.“ „Ach so, das erklärt doch einiges.“ „Ich hab den Jungen nach oben bringen lassen, um ganz offen mit ihnen reden zu können. Sind sie sich der Bedeutung ihres Sohnes für das Schicksal der Welt bewusst?“

Lamara blickte Claraia etwas verwundert an, erwiderte aber dann: „ Mein Mann und ich wurden kurz nach Starryks Geburt von dem Ältesten unseres Dorfes informiert, dass unser Junge der Bewahrer des Lichtes sei, der alle 500 Jahre geboren wird. Ich nehme an, dass meinen sie.“ „Genau das meine ich. Sie wissen also Bescheid?! Gut, dann werde ich ihnen hier keine lange Erklärung geben. Ich habe, wie schon erwähnt, bereits über den Plan mit meinem Kollegen gesprochen. Er bat mich auch ihnen einige kleine Änderungen mitzuteilen.

Ich werde sie beide morgen zum Treffpunkt bringen, wo sie mein Kollege erwarten wird. Dann wird er übernehmen und ihnen beiden einen guten Platz zeigen, von wo aus sie die Parade beobachten können. Nach der Parade wird der Plan dann umgesetzt!“ „Gut, dann danke ich ihnen herzlich für alles! Ich freue mich wirklich auf morgen.“ „Alles klar! Ich bin auch ziemlich überzeugt davon, dass ihnen die Parade gefallen wird! Genug geplaudert! Ich denke, wir sollten uns jetzt auch zur Ruhe begeben. Finden sie den Weg zum Gästezimmer allein, oder soll ich den Diener rufen?“ „Ich finds schon alleine. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ „Gut, dann begeben wir uns jetzt auch zur Ruhe. Morgen wird ein ereignisreicher Tag. Guten Nacht, Lamara“

„Guten Nacht!“ Nun nahm Lamara eine Kerze und machte sich auf den Weg zum Gästezimmer. Als sie dort ankam, schlief ihr Sohn schon friedlich in seinem  Bett. Sie schaute in sein Gesicht auf dem ein zufriedener Ausdruck lag. Lächelnd entkleidete sie sich und legte sich in ihr Bett. Es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen. 


(c) Starwalker Thomas, 2001