(c) Starwalker Thomas, 2000



Es war eine sternenklare Nacht und in dem kleinen Dorf Lichtenbach im Regenbogental war es sehr ruhig und friedlich. In dem Dorf lebten knapp 50 Menschen. Jeder kannte jeden, und Kriminalität gab es nicht. Es gab allerdings einige der mutigsten Männer die sich einer Ausbildung zum Krieger unterzogen hatten, und das Dorf schon sehr oft gegen plündernde Horden verteidigt hatten. Es war eine sehr unruhige Zeit. Viele Menschen waren dem Bösen verfallen und, anstatt zu arbeiten zogen sie durch das Land und überfielen hilflose Menschen. Sie plünderten Dörfer, töteten die Männer und schändeten die Frauen. Doch dieses Dorf konnten sie nicht plündern, denn seine Verteidigung war sehr wirksam. Der Herrscher dieses Kontinents war viel zu beschäftigt, um sich um dieses Problem zu kümmern, denn es herrschte Krieg zwischen den Kontinenten Ansala und Dalende. Daher waren die Plünderungen ein geringes Problem, dem der König keine große Beachtung schenkte. Die starken Männer und Frauen, die zum Krieger ausgebildet worden waren, mussten für ihren Kontinent kämpfen. Daher waren die Dörfer schutzlos den Plünderern ausgeliefert. Doch die Krieger die im Regenbogental wohnten, waren dem Aufruf noch nicht gefolgt, weil sie ihre Familien schützen wollten. Zu dieser Zeit war dies mehr nötig denn je. Außerdem schützten sie die Felder, die zum Dorf gehörten und die Hauptnahrungsquelle der Bewohner darstellten. Es wurden auch Nutztiere gehalten, die ebenfalls als Nahrung dienten. In solchen Dörfern lebten 60% der gesamten Bevölkerung von Ansala. Die restlichen 40% lebten in den 5 Städten die Ansala in 4 Provinzen unterteilten. Die 5. Stadt war die Hauptstadt von Ansala, die genau an der Stelle lag, wo die 4 Teile aufeinander trafen.

Das Regenbogental lag ziemlich von der Außenwelt abgeschnitten. Durch das Tal floss ein Fluss. Das Wasser stürzte von einer hohen Klippe ins Tal hinab. So entstand ein wunderschöner Wasserfall, an dem sich das Sonnenlicht brach und kleine Regenbogen bildete. Dieser Umstand gab dem Tal seinen Namen. Nach Süden hin, verengte sich das Tal zu einer Schlucht, durch die der Fluss abfloss. 5 Meter über dem Fluss, verlief der einzige Zugang zum Tal, der auf den Landkarten eingezeichnet war. Es war ein schmaler Steg, der durch die Schlucht führte. Dieser Steg war recht schmal, so dass es unmöglich war über ihn eine größere Armee ins Tal zu führen. Daher war das Dorf vor feindlichen Angriffen weitgehend geschützt. Außerdem konnten die Dorfbewohner den letzen Teil des Stegs wie eine Zugbrücke hochklappen. Dann war der Zugang zum Tal entgültig unmöglich. Die Verteidigung des Dorfes war daher kein Problem. Nach Westen und Osten wurde das Tal von hohen Bergketten begrenzt. Es gab über diese Bergketten keinen bekannten Weg. Die Bewohner des Dorfes kannten jedoch einige Schleichwege, für die sie allerdings gute Kletterkenntnisse benötigten. Da unter den Plünderern einige Einheimische waren, die aus den umliegenden Tälern stammten, konnten sie diese Wege finden und das Dorf, trotz seiner günstigen Lage angreifen. Daher waren die Krieger geblieben, denn Verteidigung war notwendig. In jener Nacht hatten die Krieger gegen eine größere Gruppe von Plünderern kämpfen müssen, die sich im Schutz der Dunkelheit an das Dorf herangeschlichen hatten. Die Krieger hatten die Plünderer geschlagen und das Dorf verteidigt. Es war ein harter Kampf gewesen und alle sanken total erschöpft in ihre Betten. Es lag eine wohltuende Stille über Lichtenbach. Nur in einem Hause brannte noch Licht. Es war das Haus des hochangesehenen Kriegers Thorryk, der ungeduldig im großen Kaminzimmer auf und ab ging, Tee trank und seiner harrte. Denn seine Frau Lamara sollte heute Nacht ihr Kind zur Welt bringen. Aus diesem Anlass hatte sich Thorryk geweigert, mit dem König in den Krieg zu ziehen. Diese Aufregung war verständlich, denn es war Thorryks erstes Kind, und er hoffte sehr auf einen Sohn. Als bei seiner Frau die Wehen einsetzten, zuckten plötzlich Blitze über den Himmel und dunkle Wolken zogen auf; draußen brach ein großes Unwetter los. Glücklicherweise verlief die Geburt ohne Probleme, doch als der erste Schrei des Kindes ertönte, schlug ein Blitz direkt neben dem Hause ein. Thorryk erschrak als der Blitz direkt neben dem Haus einschlug und er gleichzeitig den Schrei hörte. Er rannte ins Nebenzimmer um nach seiner Frau zu sehen. Er stellte erleichtert fest, dass es ihr und dem Neugeborenen gut ging. Der Wunsch Thorryks ging in Erfüllung: Seine Frau Lamara hatte ihm einen strammen Sohn geschenkt. Als er seinen Sohn in seinen starken Armen hielt, wurde ihm klar, dass dies Kind seine Zukunft war. Er war überglücklich, dass er eine neue Aufgabe gefunden hatte, der er sich fürderhin widmen konnte. Während er seinen Sohn voller Stolz anschaute und plötzlich das Bedürfnis verspürte, es der ganzen Welt zu sagen, öffnete das Neugeborene seine Augen und blickte sich im Zimmer um. Die Augen des Kindes leuchteten. Daraufhin beschlossen die Eltern, ihren Sohn Starryk zu nennen, weil sie die Augen des Kindes an funkelnde Sterne erinnerten. Nun verstanden sie den Blitz, der neben dem Haus zum Zeitpunkt der Geburt eingeschlagen war, als göttliches Zeichen.

Die Kunde von der Ankunft dieses besonderen Kindes verbreitete sich schnell im Dorf. Als der Dorfälteste davon erfuhr, beschlich ihn eine Ahnung und er beschloss das Kind selbst in Augenschein zu nehmen. Er ging zu Thorryks Haus um einen Termin für die Weihe des Kindes festzulegen, wie es damals Brauch war. Als Lamara die Tür öffnete um den Dorfältesten hereinzulassen, bat er sie, ihm das Kind zu zeigen. Lamara, die schrecklich stolz auf ihren Sohn war, ging ins Hinterzimmer und holte Starryk. Als das Baby den Dorfältesten sah, begann es sofort zu lächeln, als ob es sich freue ihn zu sehen. “Es scheint sie zu mögen. Der Kleine ist nämlich sehr wählerisch, und bei den meisten Menschen fängt er sofort an zu schreien”, sagte die erstaunte Mutter. Das passte exakt zu der Annahme des Dorfältesten. Er nahm das Baby vorsichtig in seine Arme und blickte ihm in die Augen. Starryk erwiderte seinen Blick und seine Augen leuchteten auf. Der Dorfälteste war sich nun sicher und entschloss sich den Eltern zu erzählen, was das Schicksal des Kindes war. Er gab das Kind der Mutter zurück und bat sie den Kleinen wieder in sein Bett zu legen und ihren Mann zu holen. Sie selbst solle aber auch wieder herkommen. Die Mutter wunderte sich nicht, da sie annahm dass der Dorfälteste einen Termin für die Weihe festlegen wolle. Also tat sie, wie ihr geheißen. Der Dorfälteste nahm inzwischen auf einem bequemen Stuhl Platz und überlegte, wie er es den Eltern beibringen könnte. Lamara und Thorryk nahmen ebenfalls Platz, boten dem Dorfältesten noch einen Tee an, den dieser gerne annahm. Nun blickten sie den Dorfältesten erwartungsvoll an.

Dieser begann nun zu sprechen: “Im Dorf geht das Gerücht um, dass dieses Kind ein besonderes sei. Ich bin daraufhin hergekommen um mir einen Eindruck von dem Kinde zu machen, und meinen Verdacht zu bestätigen. Nun kann ich euch mitteilen, das euer Kind wahrlich etwas ganz besonderes ist.”

Die Eltern waren wirklich erstaunt und schauten den Dorfältesten mit großen Augen an. “Was meint ihr mit besonders?”

Der Dorfälteste war sehr ungehalten über diese Unterbrechung. “Lasst mich doch ausreden und unterbrecht mich nicht, dann werden eure Fragen beantwortet.” Danach fuhr er fort. “Euer Kind wird teilhaben an der großen Geschichte unserer Welt. Es wird die Geschichte beeinflussen und bestimmen. In den alten Schriften aus grauer Vorzeit wird unsere Weltordnung beschrieben. Alle 500 Jahre wird ein besonderer Mensch geboren, der größere Macht besitzt und von den Göttern auserwählt wurde die Menschheit in dem Monat der Dunkelheit zu beschützen. Die ganze Geschichte dieses Menschen und warum diese Weltordnung besteht ist zu lang um sie hier zu berichten. Ich sage euch nur, dass dieser Mensch der Beschützer des Lichts genannt wird. Euer Sohn ist ein Beschützer des Lichts. Seine leuchtenden Augen und seine Begabung beweisen es. Weitere Beweise können erst erbracht werden, wenn der Kleine groß geworden ist. Doch ich bin mir sehr sicher, das euer Kind der Beschützer ist, da es genau 500 Jahre her ist, seit der letzte Beschützer geboren wurde. Passt gut auf den Kleinen auf. Er darf nicht sterben, denn er ist sehr wichtig für die gesamte Menschheit. Doch erzählt es keinem, denn ich muss der sein der es eurem Sohn erklärt, wenn er alt genug ist. Das müsst ihr schwören, denn es ist wirklich wichtig.”

Die Eltern starrten den Dorfältesten mit großen Augen und offenen Mund an. Man sah ihren Augen an, dass ihr Gehirn fieberhaft arbeitete und versuchte diese Menge an neuen unglaublichen Informationen zu verarbeiten. Schließlich schworen sie, es für sich zu behalten, obwohl man sah, dass sie das Ganze noch nicht richtig begriffen hatten und die Tragweite dieser Angelegenheit noch nicht erfassen konnten. Außerdem stellte sie diese Tatsache, dass ihr Kind so wichtig ist, vor eine unlösbar scheinende Aufgabe. Wie soll man solch ein Kind erziehen? Wenn etwas schief geht, leidet schließlich die ganze Menschheit darunter. Es schien eine viel zu große Aufgabe für die beiden zu sein. Der Dorfälteste erriet ihre Gedanken und versprach ihnen mit Rat zur Seite zu stehen und später die Ausbildung des Jungen zu übernehmen. Das beruhigte die Eltern weitgehend und sie waren einfach nur stolz aufeinander und ihr Kind. Der Dorfälteste erinnerte sie nochmals an ihren Schwur und bat sie immer auf der Hut zu sein. Danach legte er den Termin für die Weihe in die sechste Vollmondnacht, womit die Eltern einverstanden waren. Er verabschiedete sich und verließ das Haus. Die Eltern schauten sich noch lange in die Augen und beschlossen ihr Bestes zu tun, um das Kind für die große Aufgabe zu rüsten.


(c) Starwalker Thomas, 2001