Teil IV - Zeitenwende
Leseprobe und Download

(c) Saxmut Schwarz , 2000



Das hohe Rad, geweiht dem Tod,
lenkt das Geschick der Welt,
und jeder der es ganz besitzt,
die Macht in Händen hält!

Geschaffen in neun Vollmondnächten,
in heißem Drachendunst,
verbirgt es in sich eine Kraft,
von dunkler Zauberkunst!


Gefangen ist die Allnatur,
so wie sie einst entsprossen,
gebunden auf das finstre Rad,
für alle Zeit verschlossen!

Erlangt das Rad die dunkle Macht,
so wird sie grausam walten,
mit Falschheit, Krieg und Niedertracht
die neue Welt gestalten!

*

Die Sonne sank und Wolfsheim lag in tiefer Trauer. Das Herrenkind war sterbenskrank und alle Hoffnung war entschwunden. Im Krankenzimmer saßen Siglinde und Beret beisammen und hielten ihrer Tochter in der schwersten Stunde die kalte Hand und gleichzeitig, wie als Antwort auf die Hoffnungslosigkeit der Gemüter, begann draußen ein dichter Nebel das Dorf einzuhüllen. Die Wächter auf der Palisade warfen kurze, bleiche Schatten. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne verschwanden im dunklen Geäst des Waldes und die Nebelschleier tauchten alles in ein dunkles, kaltes Grau. Die Wachen wunderten sich über das plötzliche Auftauchen des Nebels, der sie unbehaglich bedeckte, und allmählich erkannten sie, dass außerhalb des Dorfes alles klar und rein war und sie erkannten auch, dass nur ihr Dorf vom Nebel eingeschlossen wurde. Wolfsheim wandelte sich in eine nebelgeschwängerte Insel inmitten eines dunklen Waldes. Schleichend und andächtig zog sich das dichte Grau an den Wällen empor und hoch über sie hinweg, und während er stieg, neigte er sich über ihre Köpfe, bis er ein Dach wurde und das Dorf einschloss, so dass weder das Licht, noch Geräusche hindurch dringen konnten. Fahl und eintönig wurde es und Wolfsheim schien wie in einer Falle gefangen zu sein. Doch kaum hatte der erste Dorfbewohner seine Gedanken und Befürchtungen über diesen ungewöhnlichen Nebel ausgesprochen, da war es auch schon zu spät.

Plötzlich und unerwartet schlug das Wetter um, ein mächtiger Wind ließ den Nebel jetzt schnell in Fetzen vorüberziehen, als hätte ihn jemand mit einer riesigen Fackel zerrissen, auseinandergetrieben und aufgelöst. Und zur Überraschung sahen die Menschen in Wolfsheim zwischen den dahineilenden Schwaden ein fahles, blaues Licht, dass über ihnen zu pulsieren begann. Das Licht wandelte sich von einem kleinen schwachen Leuchten zu einer gleißenden Lichtkugel, die sich so rasch ausdehnte, dass sie im Bruchteil einer Sekunde das gesamte Dorf einhüllte. So schnell wie das Licht gekommen war, verschwand es auch wieder, doch was blieb waren unzählige, kalte Schatten aus Stein.

 

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(c) Saxmut Schwarz , 2000