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Das
hohe Rad, geweiht dem Tod,
Geschaffen in neun Vollmondnächten,
Erlangt das Rad die dunkle Macht, * Der
Abend rückte näher, die Vorkehrungen für das Fest waren in vollem Gange.
Die Knechte zerlegten die Tiere, die Mägde rupften das Geflügel, Fässer
voller Starkbier und Met wurden in den mächtigen Festraum gebracht und
die Hofherrin überwachte das gesamte Treiben mit ernster Miene. Der Festbau,
aus dicken Holzbalken gefügt, wurde von den Jungen und Mädchen mit immergrünem
Nadelgeäst und Trockenblumen aus dem letzten Sommer geschmückt. Eine breite
Treppe führte zu dem geöffneten Tor der Festhalle, im Innern trugen zwei
Reihen hoher Holzsäulen den Dachstuhl und von den Säulen bis zu den Wänden
verlief eine erhöhte Bühne, die sich links und rechts an die Wand anlehnte.
In der Mitte, genau gegenüber dem Eingangstor, stand darauf der Herrensitz
und daneben die Sitze der vornehmsten Gäste. Links neben dem Eingang befand
sich die Laube der Frauen, die nicht an den Tafeln der Männer weilen durften
und somit nebenan untergebracht wurden, auf das sie sich untereinander
vergnügten und von wo sie eine gute Sicht auf das Geschehen im Saal hatten. Der
Abend war gekommen, die Späher berichteten, das der Zug der Gäste nicht
mehr weit von den Toren entfernt war. Beret stand vor dem geöffneten Palisadentor
und empfing dort die Edlen und die freien Bauern samt ihrer Begleitung,
welche auf allen möglichen Wegen zu Fuß oder zu Ross herangezogen waren.
Wer zu Ross nahte, stieg vor dem Tore ab und überließ das Pferd einem
der Knechte, die es in den entfernt liegenden Stall geleiteten und dort
festbanden, um es anschließend mit Stroh abzureiben und es zu füttern.
Hagen stand nahe am Tor und beobachtete die eintreffenden Gäste. Viele
von ihnen waren in schwere Felle gewickelt, wieder andere trugen Umhänge
von enormer Größe, die noch lang an den Pferden herabhingen und nach dem
Absteigen auf dem Boden schliffen. Langsam sammelten sich immer mehr Menschen
im Hof, große und kleine, dicke und dünne und fast alle waren sie zu Ehren
einer Frau gekommen, der Tochter des Hofherren: Sigrun ! Würdig
war der Gruß und die Anrede der Gäste, die im weiten Halbkreis auf dem
Hofe standen, eine stolze und ansehnliche Gemeinschaft ausgelassener Männer
aus vielen Dörfern und Höfen der umliegenden Gegend, alle in ihre besten
Gewänder gekleidet, mit Kriegsschmuck und Trophäen behangen. Viele von
ihnen trugen, wie Hagen, Schwert und Dolch an der Seite und manch Edlen
bedeckte über einem Wams aus Leder ein Kettenpanzer. Einige wenige trugen
aber auch einen Überwurf aus feinsten Stoffen in allerlei Farben, die
in dieser Gegend äußerst selten waren und wohl aus dem Osten stammen mochten. Die
Schar war schön anzusehen und leises Gemurmel ging bei jedem Neuankömmling,
der von Beret am Tor begrüßt wurde durch die Reihen. Fast alle Gäste waren
eingetroffen. Schweigend standen sie beisammen und freuten sich der Versammlung
Nur einige, die zueinander traten, tauschten leise Worte über die Gerüchte,
welche durch die Lande flogen, und über die Tochter Berets aus. Die Begrüßung
währte lange, denn immer noch kamen Einzelne, die sich verspätet hatten.
Doch als die Anrede beendet war, führte der Hofherr seine Gäste in die
Halle. Am Eingang empfing sie Siglinde und daneben stand verlegen ihre
Tochter mit dem restlichen Weibsvolk des Hofes. Ehrerbietig huldigten
die Männer den Frauen. Siglinde und Sigrun reichten allen Gästen die Hand
zum Zeichen des freundlichen Willkommenseins. Die
mitgereisten Oberhäupter der Gemeinschaft nahmen auf den Sitzen der Bühne
Platz und begannen sogleich mit ernstem Männergespräch, während die anderen,
einschließlich ihren Söhnen, vor ihnen auf den Bänken Platz nahmen. Daraufhin
zog in langer Reihe eine Schar von Knechten ein, die in Tonkrügen den
süßen Met herbeitrugen und eine behagliche Vorspeise, aus Gebildebrot,
Schinken und Käse servierten. In aller Ruhe wurde das Mahl verzehrt und
während die Alten aßen und schwatzten, begannen sich die Jungen unter
ihnen auf der freien Fläche inmitten des Saales zu sportlichen Wettkämpfen
zu rüsten. Die Knaben des Hofes begannen zuerst mit dem Spiel. Sie rannten
um die Wette, sprangen über ein Pferd und warfen den Speer auf ein Ziel.
Nachher ergriff der Eifer die Jünglinge, die sich im Steinstoßen maßen.
Als Helwig, ein sehniger Bursche mit rotem Schopf, den weitesten Wurf
tat, klafterweit über die anderen hinaus, erschall lautes Jauchzen von
allen Zuschauern. Nunmehr behielt es die Alten nicht länger auf ihren
Sitzen und auch sie eilten zur Schau in die Mitte der Halle, wo sich ein
Menschenkreis rings um das Geschehen sammelte. Der Ring der Zuschauer
wurde groß und größer, die Dorfweiber standen in ihrem Festschmuck, gesondert
die Männer, und aus den Kehlen der Zuschauer klang immer lauter der Zuruf
und das Lob für die Sieger.
(c) Saxmut Schwarz , 2000 |