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In den Schatten Die Sonne war gerade
hinter den Bergen versunken, als die Gruppe das Stadttor passierte.Der
Anführer der Lichtkrieger, Malik mit Namen, blickte mit tastenden
Augen in das Gewühl von Leibern, das sich in der Dämmerung hinter
den Stadtmauern tummelte. Bauern die auf dem Markt ihre Waren feilbieten
wollten, eine nervös aussehende Patroullie der Stadtgarde, Gaukler,
ein Barde, der mit lauter Stimme eine Komödie Laots´ Malik drehte sich zu seinem Gefolge um: "Seit auf der Hut, in diesem Gewühl kann man Freund und Feind nicht auseinander halten." Zufrieden stellte er fest, das seine Männer solchen Rat nicht nötig hatten.Ebenso wachsam wie die seinen hatten ihre neun Augenpaare das Halbdunkel zu durchdringen versucht, und neun Hände lagen auf den griffen stählerner Schwerter. Im Schritttempo lenkten die Lichtkrieger ihre Pferde durch die engen Gassen der Stadt, strebten geradewegs auf den Tempel Xarox zu. Von dort hatte sie die Nachricht ereilt, die der Grund ihres Hierseins war. Sie waren sie Klinge Xarox, nicht den weltlichen Machthabern unterworfen, sondern nur den Gesetzen ihres Gottes. Es gab viele Gruppen wie die von Malik, über ganz Tyroll verstreut, und als sie den Tempel erreichten, stellte Malik fest, daß sie nicht die einzige Gruppe sein konnten, die die Nachricht erhalten hatte. Vor den Stufen und um die reich verzierten Säulen des Heiligtums tummelten sich mindesten zweihundert Krieger mit dem Adler Xarox auf ihren Schilden. Das leise Murmeln
ihrer Stimmen drang wie ein Meeresrauschen aus Wörtern, Silben und
Geräuschen an Maliks Ohren. Von überall her aus dem Königreich
Tyroll mussten sie gekommen sein. Sorgenfalten zerfurchten Maliks Stirn.
Wenn fast alle Lichtkrieger Tyrolls hier versammelt wurden, musste etwas
sehr wichtiges anstehen. Er befahl seinen Männern abzusitzen, und
sogleich kamen Knechte herbei um die Pferde in den Ställen neben
dem Tempel unterzubringen. Malik bahnte sich, dicht von seinen Männern
gefolgt, einen Weg durch die versammelten Lichtkrieger die, Als sie die Halle betraten wurden die Falten auf Maliks Stirn tiefer.Die sonst so prunkvolle Halle glich einem Heerlager. Der Geruch von Blut, Krankheit und Tod lag in der Luft. Rechts und Links an den Wänden des Tempels wurden verletze Krieger versorgt und selbst der niedrigste Knecht trug eine Waffe. Auf dem schmucklosen Thron saß Arman,der Hohepriester Xarox´. Der Anblick versetzte Malik einen Schrecken. Das letzte Mal, als er den Hohepriester gesehen hatte,war er ein asketischer Mann in den besten Jahren gewesen. Alt und weise genug um seinem Amt gerecht zu werden, aber noch weit davon entfernt gebrechlich zu sein. Das war vor einem Jahr gewesen,während den Feierlichkeiten, die den Feldzug gegen die nordlichen Stämme, die einmal mehr Tyrolls grenzen bedrängt hatten, zu einem wahren Triumph Xarox´ gemacht hatten. Der Mann den Malik
jetzt sah bot ein Bild des Jammers.Sein ehemals blondes Haar war weiß
wie Schnee und die Augen Armans lagen tief in den Höhlen, in ihnen
flackerte das Feuer panischer Angst und sein Atem roch nach Krankheit.
Seine früher würdevolle Gestalt war abgemagert und von duzenden
kleiner Wunden übersäht. Malik nahm, Böses ahnend, all
seinen Mut zusammen und strebte festen Schrittes auf den Thron zu, während "Heil Xarox, ehrwürdiger Hohepriester, mein Leben für Xarox!" Arman winkte ab und sein Arm viel sogleich kraftlos auf die Lehne des Throns zurrück. "Spart euch eure Kraft, Malik."Die Stimme war nurmehr ein heiseres Krächtzen und ließ Malik frösteln."Es ist gut das ihr hier seid, mein Freund. Xarox prüft uns schwer in diesen Tagen.er..." Die Stimme Armans versagte. Malik konnte seine Fragen nicht mehr länger zurrückhalten: "was geschieht hier,Euer Gnaden? Was..." Arman gebot ihm mit einer herrischen Geste zu schweigen. "Es begann vor etwa drei monden," Arman flüsterte fast "zuerst verschwanden Leichen vom Grabacker. Erst eine, dann zwei, dann bis zu einem Duzend pro Nacht. Wir stellten Wachen auf, aber soviele wir auch schickten, kein einziger Mann kam zurück. Erol, der Magier, ihm gelang es den Grabacker zu beobachten, nur eine Nacht lang......er wurde von der Stadtwache aufgegriffen, mit wilden Blicken und dem Wahnsinn in den Augen. Er faselte etwas von Irion, der zurrück sei. Er sei auf dem Grabacker gewandelt....stolz und Xarox lästernd..." Malik unterbrach ihn:
"Mit Verlaub Ehrwürden, Erol muss von Sinnen gewesen sein. Irion
ist tot, in die sieben Höllen verdammt von Xarox selbst. So sagt
es unsere Überlieferung, und so singen es die Barden." "Mäßigt
Euch, Malik!" tadelte Arman "Hört Euch meinen Bericht bis
zum Ende an! Erol will beobachtet haben wie Irion den Toten unheiliges
Leben einflösste, mit unheiligen Beschwörungen und Zauberkraft,
um dann, von Ihnen gefolgt, in die Kanalisation unter der Stadt hinab
zu steigen. Erol folgte der bizarren Gruppe. Am nördlichen Eingang
in die alten Tunnel macht Irion Halt. Er mußte Erol bemerkt haben.
Er drehte sich zu dem armen Erol um, der vor Schrecken wie gelähmt
war. Unfähig sich zu bewegen sah Erol Irion auf sich zu kommen.Er
beschrieb ihn genau so wie die alten Geschichten es tun. Von hünenhafter
Gestalt, stark wie zwanzig Männer, mit langem schwarzen Haar und
schwarzen Augen in denen uraltes Wissen und mörderische Blutgier
funkeln. Irion kam zu ihm und sprach: "Du weißt wer ich bin!
Sage den Knechten Xarox das ich zurück bin. Zurück um sie und
ihren Gott in den Staub zu werfen." Die Untoten waren schon längst
mitsamt Irion in den Tunneln verschwunden, als Erol sich wieder bewegen
konnte. Von panischer Furcht getrieben rannte er geradewegs zu mir um
Bericht zu erstatten. Dann ging er fort und nahm sich das Leben."
"Narren"
fluchte Malik in seinen Becher hinein. Aber seine Gedanken umkreisten
in Wahrheit nicht mehr die militärischen und politischen Aspekte. Tausend Klauen griffen
nach seinem Geist, rissen Stücke aus seiner Seele, vergewaltigten
ihn, zogen ihn auseinander und fügten ihn wieder zusammen. Malik entkleidete
sich und entzündete die Räucherkerzen. Er reinigte sich im Rauch
und schickte seinen Geist auf die Suche nach Xarox. Das letzte Mal als
er seinen Geist auf die Suche geschickt hatte erlebte er ungeahnte Glücksgefühle,
war durchdrungen vom Geiste und der Stärke Xarox´. Jetzt war
es anders. Nichts als Leere konnte er finden.Verzweiflung breitete sich
aus in seiner Seele, und die Traurigkeit umfing ihn wie ein Schleier.So
trieb er durch den Raum, ganz mit sich allein, bis er mit einem Mal, ganz
am Rande seines Bewusstseins etwas wahrnahm. So schnell er konnte bewegte
er sich darauf zu. Und dann sah er sie. Die Schlange und der Adler, Marduk
und Xarox, umschlungen in einer todbringenden Umarmung und aus unzähligen
Wunden blutend wälzten sie sich durch den Raum.Mit Entsetzen starrte
er auf die kämpfenden Titanen. Er konnte nicht erkennen wer die Oberhand
gewann und mit einem Mal wurde sein Geist von einer gewaltigen Woge erfasst
und zurrück in seinen Körper geschleudert. Als er erwachte war
sein Geist wieder klar. Er kleidete sich an und begab sich sogleich zu
Arman. Schweigen hörte dieser seinem Bericht zu. "Arman," drängte Malik "Wir müssen alleine mit Irion fertig werden. Ich werde alle Männer sammeln, und dann werden wir ihn angreifen! Wir werden dieses Pack vom Angesicht der Welt fegen,koste es was es wolle!" "Euer Mut ehrt euch, Malik" sprach Arman "aber wenn wir die Tunnel stürmen, dann sind wir verloren. Wer kann schon genau sagen wie viele Untote uns dort erwarten? Ausserdem kennt Irion sich in den Tunneln besser aus, es wäre ihm ein Leichtes uns in einen Hinterhalt zu locken! Nein, mein Freund, wir müssen ihn heraus locken um ihn in einer offen Schlacht zu stellen, hier vor den Stufen des Tempels. Mag auch Xarox selbst nicht bei uns sein in dieser wichtigen Schlacht, so wird der heilige Boden,auf dem wir uns hier befinden dennoch von Vorteil sein. Ausserdem wird es noch ein paar Tage dauern bis wir alle Lichtkrieger Tyrolls hier versammelt haben. Andras ist mit fünzig Mann von der Nordgrenze her unterwegs und auch Lord Ayron wird uns mit seinen Männern zur Seite stehen." Malik wandte ein:"Aber auch Irion wird seine Horde mit jedem Tag vergrössern. Wenn er den Grabacker erst geleert hat, dann wird er anfangen sich die Lebenden zu holen, die Bürger. Wenn wir zu lange warten werden wir gegen die ganze Stadt kämpfen müssen, eine ganze Stadt aus Untoten, beseelt von Irions schwarzer Magie. So können wir ohne Xarox Hilfe unmöglich Siegen. Und bedenkt, Arman, seine Streitmacht wächst schneller als die unsere." Arman lächelte:"Ihr
denkt wie ein grosser Feldherr, Malik aber Irion will keinen Krieg gewinnen,
er will uns auslöschen. Er wird uns angreifen sobald wir alle hier
versammelt sind, das ist sicher. Er kann unmöglich mit seiner Armee
von Untoten allen Lichtkriegern hinterher jagen. Er kann seine Kreaturen
nur innerhalb eines bestimmten Gebietes zusammen halten, deswegen muss
er uns hier vor dem Tempel angreifen. Und auch wir können uns in Malik war erschrocken
ob Armans Skrupellosigkeit.Andererseit, dachte er,kommt man nicht von
ungefähr in das Amt das Arman bekleidete. Und mochte er noch so geschwächt
und verängstigt gewesen sein, Maliks Vision hatte Arman wieder Hoffnung
gegeben, Xarox hatte sich nicht von ihnen abgewandt,sondern er kämpfte
den selben verzweifelten Kampf wie sie,wenn auch auf einer anderen Ebene.Obschon
in Armans Augen noch lange nicht so viel Zuversicht geschrieben stand
wie in seinen Worten. * Zwei Tagesritte von der Stadt entfernt hielt Lord Ayron seine Männer an.Sein Blick streifte unstet über die Ebene. Der Herbst war schon fast zu ende und hatte die majestätische Landschaft ihrer Farben beraubt, sodaß sie karg und irgendwie endlos wirkte.Sturmwolken krochen langsam und bedrohlich über die Nordberge und verschluckten Licht und Zuversicht. Der Gewaltritt hatte Lord Ayrons Männern schwer zu schaffen gemacht, und die Aussicht auf den nahenden Sturm drückte die Stimmung der Lichtkrieger zusätzlich. "Alle Mann absteigen,
wir rasten hier!!"rief er mit einer Stimme die es gewohnt war zu
befehlen. Sogleich wurde seiner Anordnung Folge geleistet und in Plötzlich wurde Lord Ayron vom Ruf einer Wache aus seinen Gedanken gerissen. "Ein Reiter kommt von Osten her direkt auf uns zu!!" So, ein Reiter.Vielleicht
ein Späher von Andras. "Lasst ihn sich nähern bis wir wissen
ob es Freund oder Feind ist!" gab er zurück. Er trat neben die
Wache um sich den Reiter genauer anzusehen. Als er nach einiger Zeit mehr
als einen sich bewegenden Fleck erkennen konnte, stellte er fest, dass
Gewaschen und mit versorgten Wunden saß der Reiter Lord Ayron gegenüber. "Es war ein einziges Gemetzel" schloß der Reiter seinen Bericht während er noch einen Schluck heissen Wein zu sich nahm. Es dauerte einen kurzen Moment bis Ayron antwortete:"Ich glaube euch, dass Andras und seine Männer tot sind, aber wie sollen es Tote gewesen sein die das Blutbad angerichtet haben? Tote Lichtkrieger? Bei Xarox, das ist lachhaft. Es waren mit Sicherheit verkleidete Stammeskrieger die euch angegriffen haben." "Nein,nein niemals .Es waren tote Lichtkrieger" widersprach der Reiter und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen "Sie waren über und über mit Wunden bedeckt, Gliedmaßen waren abgetrennt, die Panzer zerfetzt.Es können keine Menschen gewesen sein." beharrte er. "Einige zerfielen zu Staub unter meiner heiligen Klinge. Es war wie in den alten Geschichten! Es..." er unterbrach seine Rede "Ihr werdet sehen, Lord Ayron.Ihr werdet sehen!" Ayron entliess den verwirrten Reiter, der so merkwürdige Warnungen aussprach und begann zu grübeln. Sollte der Reiter etwa Recht haben? Und selbst wenn es verkleidete Stammeskrieger gewesen waren, hatte er hier nur sechzig Mann bei sich.Andras hatte mehr als doppelt so viele bei sich gehabt, und war trotzdem verloren gewesen. Beim ersten Tageslicht würden sie aufbrechen, in die sicheren Mauern der Stadt. Nervös trat er aus seinem Zelt in den zuckenden Wiederschein der Feuer. Etwas bedrohliches, gefährliches lag in der kalten Nachtluft. Lord Ayron ging die Wachtposten ab. Er runzelte die Stirn. Der Nebel war vorhin nur im Osten gewesen. Jetzt war er überall rings um das Lager herum. Und er schien näher gekommen zu sein. Nur noch eine Meile vom Lager entfernt. Gerade noch war er sich unsicher gewesen und blickte mit nachdenklichem Blick zu dem Unglücksboten hinüber, der alleine an einem der Feuer kauerte. Aber nur bis ihn die schrecklichen Stimmen erreicht hatten, die aus dem Nebel an sein Ohr drangen. (c) Steffen Brückner, 2001 |